Zurück bei den Beamten

Zwei Monate saß der Berliner Kassim Said Mzee in Marokko fest – nun ist der Ingenieur wieder bei seiner Familie. Doch ohne klare Perspektive

Im Visum steht: „Nur zur Wiedereinreise. Erwerbstätigkeit nicht gestattet“

AUS BERLIN BETTINA GAUS

Kassim Said Mzee ist wieder in Deutschland. Wer sich um das Schicksal des ehemaligen Tansaniers und mutmaßlichen künftigen Deutschen, der nach dem Verlust seiner Reisepapiere zwei Monate lang in Marokko festsaß, gesorgt hat, dürfte das eine gute Nachricht finden. Der 35-jährige Elektroingenieur ist dennoch nicht glücklich. Ihm steht nun ein Behördenlauf bevor – mit ungewissem Ausgang. Die Grundlagen seiner Existenz sind weiterhin bedroht.

Kassim Said Mzee, der mit seiner deutschen Ehefrau und drei Kindern seit mehreren Jahren in Berlin lebt, war vor dem Antritt einer neuen Arbeitsstelle zu einem Kurzurlaub nach Marokko gereist. Dort kam ihm das Reisedokument der deutschen Ausländerbehörde abhanden. Die Folgen: Da er seine ursprüngliche tansanische Staatsbürgerschaft aufgeben musste, um die deutsche zu erhalten – die Einbürgerungsurkunde liegt auf dem Bezirksamt –, war und ist er jetzt staatenlos. Sein neuer Arbeitgeber hat ihm gekündigt, da er seinen neuen Job nicht antreten konnte. Wenn auch ohne eigenes Verschulden. Und der Prozess der Einbürgerung ist erst einmal gestoppt. Warum auch immer. (Die taz berichtete.)

Nach wochenlangem Tauziehen ist Kassim Said Mzee am 31. Mai vom Konsulat in Rabat ein Visum für die Bundesrepublik ausgestellt worden. Gültigkeit: fünf Tage. Versehen mit dem Vermerk: „Nur zur Wiedereinreise. Erwerbstätigkeit nicht gestattet. Umgehende Aufenthaltsanzeige nach Einreise.“ Erwerbstätigkeit nicht gestattet? Wieso eigentlich? Da der neue Arbeitgeber von Mzee ihm nach seiner langen Abwesenheit ohnehin gekündigt hat, hat dieser Passus keine unmittelbaren Konsequenzen. Was aber wäre, hätte er seine neue Arbeitsstelle behalten? Hätte er sich dann in seiner Firma nicht melden dürfen?

Es ist möglich, dass das Innenministerium, das deutsche Konsulat in Rabat oder sonst eine Behörde den Verdacht hegt, der künftige Neubürger sei ein Drogenhändler, ein Schleuser oder ein Terrorist. Möglich – aber keineswegs sicher. Denn dem Betroffenen gegenüber ist nie eine Anschuldigung erhoben worden.

Gestern begab sich Kassim Said Mzee zunächst zum Bezirksamt in Berlin-Charlottenburg. Dort wurde ihm ein Schreiben an die Ausländerbehörde übergeben, in dem es heißt, sein Einbürgerungsverfahren sei „bis zum Abschluss der Befragungen/Ermittlungen“ erst einmal ausgesetzt.

Kassim Said Mzee wollte danach zur Ausländerbehörde gehen. Die war aber am Freitag vor Pfingsten seit 12 Uhr mittags bereits geschlossen. Also wird er am Dienstag nochmals dorthin gehen. Wenn sein Visum bereits abgelaufen ist. Übrigens: Die marokkanischen Gastgeber von Mzee – Verwandte eines Studienfreundes – sind von der deutschen Botschaft in Rabat gebeten worden, sich zwecks näherer Befragung dort einzufinden.