Die Schwusos schieben Frust

„100 % Gleichstellung nur mit uns“, lautet das Motto der Schwusos, der Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD. Aber der Koalitionsvertrag sieht keine Öffnung der Ehe vor. Und der Frust ist groß auf der Schwuso-Sitzung am Dienstagabend.

„Die gleichgeschlechtliche Ehe ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar“, sagt der Kreisvorsitzende der Neuköllner Schwusos, Ramin Rachel. Die SPD sei immer eine emanzipatorische Kraft gewesen, nun fühle er sich verraten: Homo-Rechte seien zur Verhandlungssache geworden. Im Mitgliederentscheid habe er mit „Nein“ gestimmt.

Damit ist Rachel nicht alleine. Ganze Schwuso-Landesverbände haben sich gegen Schwarz-Rot ausgesprochen. Neben der Öffnung der Ehe fehlen ihnen die Entschädigung derjenigen, die in der Bundesrepublik wegen gleichgeschlechtlichem Sex verurteilt wurden, und eine Ergänzung des grundgesetzlichen Diskriminierungsverbots um das Merkmal der sexuellen Identität. Die Politik der Schwusos würde eben immer noch stiefmütterlich behandelt, kritisiert Rachel.

Um sich gegen Diskriminierung zu engagieren, ist Stefan Fuerst bei den Schwusos. Ein „Nein“ sei ihm leicht gefallen, seine Wunschkoalition sei derzeit Rot-Rot-Grün. Doch hätten ihm viele junge Schwule im Wahlkampf gesagt, sie würden „Mutti“, Angela Merkel, wählen.

Falle der Entscheid positiv aus, sei das auch eine Chance, Politik zu machen, sagt Rachel. Und wenn das Gegenteil eintritt, geht Stefan einen trinken und freut sich, dass die Karten neu gemischt werden. KIM TRAU