Niemand will es gewesen sein

GENMAIS Niedersachsens Landwirtschaftsministerium und der Saatguthersteller Pioneer schieben sich im Skandal um genetisch veränderte Maissaat gegenseitig die Schuld zu

Das Landwirtschaftsministerium gesteht immerhin ein eigenes Versehen ein

Nein, schuld sein will das niedersächsische Landwirtschaftsministerium nicht am Genmaisskandal. Auch der Saatguthersteller weist jede Verantwortung von sich. Fest steht: Nachdem es bei der routinemäßigen Überprüfung des Saatguts zu Verzögerungen gekommen war, wurde gentechnisch veränderter Mais in insgesamt fünf Bundesländern ausgesät (taz berichtete).

Ob es sich dabei um Schlamperei oder eine bewusste Verzögerung handelte, wollten gestern die Grünen im niedersächsischen Landtag wissen. Was ihnen prompt Kritik seitens Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) einbrachte: „Effekthascherei, Populismus und bewusste Verunsicherung der Bevölkerung“ warf Grotelüschen ihnen vor.

In Deutschland ist die absolute Reinheit des Saatguts von genetisch verändertem Material gesetzlich vorgeschrieben. An dieser „Nulltoleranz“ stößt sich die Landesregierung: Die Ministerin verwies auf Österreich, wo man bis zu 0,1 Prozent toleriere. In zwei Proben aus Niedersachsen waren im April Verunreinigungen zwischen 0,03 und 0,1 Prozent festgestellt worden.

Eben diese Zahlen wiederum zieht der Buxtehuder Saatguthersteller Pioneer Hi-Bred grundsätzlich: Eigene Proben haben laut Geschäftsführer Ulrich Schmidt keine Verunreinigung zu Tage gefördert. Kritik übt Schmidt an den Behörden: Weil Pioneer so spät davon erfahren habe, habe man die Saat nicht mehr aus dem Verkehr ziehen können. Diese „Schlamperei“ dürfe nicht sein Unternehmen ausbaden müssen.

Das Landwirtschaftsministerium gesteht immerhin ein Versehen ein. Wegen eines Krankheitsfalles seien die Testergebnisse zwei Wochen lang auf einem Schreibtisch geblieben. „Die Dringlichkeit hat man nicht erkannt“, erklärt Sprecher Gert Hahne. Er verweist aber auch darauf, dass der Hersteller die Reinheit zu garantieren habe.

Pioneer wiederum hatte zunächst nicht offen legen wollen, an welche Händler das Saatgut verkauft worden war. So konnten die Gewerbeaufsichtsämter nicht rasch reagieren und die Felder umpflügen lassen. In Niedersachsen sind insgesamt 25 Landwirte betroffen.

Insgesamt mehr Transparenz fordert Monika Baumgartner, Agrarreferentin der Grünen im Landtag: „Ich finde es schlimm, dass die Ministerin die betroffenen Bauern nicht ins Standortregister eintragen will“, sagt sie. Sei der Genmais erst einmal hochgewachsen, lasse er sich nicht mehr so leicht kontrollieren. VWA