Folge eins: Braunschweiger Löwen

Die Welt des Sports und die Welt der Tiere stehen einander nahe – nicht nur, dass es auf den Plätzen Schwalben gibt und die Spieler Gras fressen, nein, auch die Namen ganzer Teams sind in der Tierwelt zu Hause. Wie passt das zur jeweiligen sportlichen Realität?

Ein anmutiges heroisches Raubtier? Gar König der Savanne? Momentan sind die Löwen aus Braunschweig eher hilflose Schmusekatzen im Großstadtdschungel der Bundesliga. Offensiv sind sie so harmlos, als hätte man das runde Leder mit einem Wollknäuel vertauscht. Die im Prinzip solide Defensive beißt sich mit ihren individuellen Schwächen immer wieder selbst herzhaft ins Genick. Lautes Aufbäumen und Furcht einflößendes Brüllen vernimmt man vor allem an der Seitenlinie. Neben Rudelführer Torsten Lieberknecht trägt Co-Trainer Jürgen Rische die imposante wallende Mähne fast sinnbildlich zahm nach hinten gegelt.

Kapitän Dennis Kruppke wirkt zahnlos, sein Ersatz Deniz Dogan altersschwach. Mirko Boland gleicht eher einem nimmermüden Wasserbüffel, Karim Bellarabi einer etwas tollpatschigen Gazelle. Auch Sturm-Alphatier Dominick Kumbela erlegt seine Beute zu selten – aber Zebras lassen sich eben leichter reißen als Weißwürste. Zwar sind bei der Jagdstrategie, dem Angreifen aus sicherer Deckung, Ähnlichkeiten mit dem Namensgeber zu erkennen, auf den wenig Schutz bietenden weiten Ebenen der Erstliga-Stadien ist das aber insgesamt zu ausrechenbar. Bleibt zu hoffen, dass eine so gefährdete Tierart nicht bald ausgestopft im Trophäenschrank der Liga landet. Denn das Umfeld, das Stadion und die strategische Grundausrichtung des Vereins verdienen Artenschutz.

Vielleicht hilft ein Vergleich mit Disneys „König der Löwen“: Auch Simba findet nach beschwerlicher Suche am Ende seinen Platz. Oder man verpflichtet – ganz im Sinne Narnias – einfach Tolgay Arslan vom HSV.  ARNE SCHRADER