DOMINIC JOHNSON ÜBER AFRIKAS NEUEN KRISENGÜRTEL
: So weit weg von Mandela

Es ist leichtfertig, von positiven Vorbildern auf positive Veränderung überall zu schließen

Problemzone Zentralafrika: Immer mehr Staaten der Region sind von massiven Problemen befallen. In der Zentralafrikanischen Republik sind französische Militärs gelandet, um gegen Massaker und Massenvertreibungen einzugreifen, aber die Zahl der Toten und Fliehenden in der Hauptstadt Bangui steigt jeden Tag weiter. Weiter westlich, im Norden Nigerias, spitzt sich die blutige Konfrontation zwischen Militär und islamistischen Rebellen zu.

Nun rutscht auch der östliche Nachbarstaat Südsudan in einen bewaffneten Konflikt: Die Hauptstadt Juba ist zum Schlachtfeld geworden. Und auch die Hauptstadt des ebenfalls in Zentralafrika liegenden Kongo-Brazzaville wird von Kämpfen in der Hauptstadt erschüttert.

Wie irreal scheint da Afrikas vielbeschworene neue Blütezeit, in der endlich einmal hohe Wachstumsraten greifen und die Armut verringern. Wie fern ist da auch das Vermächtnis Nelson Mandelas, der durch Beharrlichkeit, Disziplin und Versöhnungsbereitschaft in Südafrika ein leuchtendes Beispiel gesetzt hat.

Es wäre leichtfertig, nun einfach den Zeigefinger zu heben und die Kriegstreiber in Juba oder Bangui dazu aufzufordern, von Mandela zu lernen. Afrika ist nun einmal vielfältiger als das. Genauso leichtfertig ist es aber, von positiven Vorbildern an einigen Stellen Afrikas auf positive Veränderung im gesamten Kontinent zu schließen und negative Entwicklungen nunmehr auszublenden.

Die Menschen, die in Juba, Bangui, Brazzaville und Maiduguri vor Killern auf der Flucht sind, verdienen genauso viel Aufmerksamkeit wie die Trauernden von Soweto und Qunu. Und sie haben weniger Möglichkeiten, ihr Leben zu verändern. Wenn der Krisengürtel im Herzen Afrikas nicht befriedet wird, kann der Kontinent insgesamt nicht dauerhaft vorankommen.

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