„Ich versuche, den Körper zu motivieren“

BÜRO-SHIATSU Die Hamburger Shiatsu-Masseurin Anita Brauer über Bürostress, Verspannungen, Entspannung und Energieflüsse

■ 49, ist Shiatsu-Masseurin im Nebenberuf. Hamburger Firmen können sie buchen über die Firma ihres Partners Joachim Gabriel unter der Website www.mobilemassageberlin.de .

INTERVIEW JAN KAHLCKE

taz: Frau Brauer, was ist Shiatsu?

Anita Brauer: Eine Massagetechnik die aus Japan stammt und auf Grundlage der fernöstlichen Gesundheitslehre aufgebaut ist. Typische Elemente sind Drucktechniken, Dehnungen und Mobilisationen der Gelenke. Dabei bleibt der Massierte bekleidet.

Und was macht das mit dem Menschen?

Dem geht’s im Allgemeinen besser dadurch. Schmerzen können gelindert werden und er fühlt sich wohler.

Wann würde man sagen: Unbedingt Shiatsu machen?

Die Büromassagen, die wir machen, sind rein zur Entspannung. Heilpraktiker können Shiatsu auch therapeutisch einsetzen.

Was stimmt nicht mit uns Büromenschen, dass wir Shiatsu brauchen?

Ich würde gar nicht sagen, dass etwas nicht stimmen muss. Du kannst auch entspannen oder dir was Gutes tun, wenn es dir gut geht. Da spricht ja nichts gegen. Dass wir heute im Arbeitsalltag oft unter Stress und Hektik stehen, wird kaum jemand bezweifeln. Umso schöner ist es, wenn man zwischendurch mal Entspannung bekommt.

Können Kunden im Büro denn überhaupt loslassen?

Muss man ja gar nicht. Shiatsu ist absichtslos. Jeder, der sich bei mir auf den Stuhl setzt, muss gar nichts, sondern kann einfach mal fühlen, was passiert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das im Büro wunderbar geht. Das ist eine schöne Auszeit für die Mitarbeiter, um einfach mal eine Zeit lang Pause zu haben. Man setzt sich ganz bequem auf den Stuhl, macht die Augen zu und im besten Fall kann man alles abschalten, was drumherum ist.

Steigern Entspannungs-Einheiten die Leistungsfähigkeit?

Ich denke schon. Ich vergleiche das immer mit einer Säge: Du kannst den ganzen Tag arbeiten, aber wenn die Säge stumpf ist, kommst du nicht weiter. Wenn du zwischendurch eine Pause machst – zum Beispiel mit einer Shiatsu-Massage – ist die Säge wieder geschärft, und du kannst neu loslegen.

Musik in Arbeitgeber-Ohren?

Ja …

Verstehen aber nicht alle?

Nein. Aber es gibt tatsächlich einige wenige Firmen, die das für ihre Mitarbeiter voll bezahlen. Andere beteiligen sich.

Shiatsu ist ja passiv. Gerade richtig für Entspannung? Oder müssten die Leute nicht lieber selbst was für sich tun?

Das schließt sich nicht aus. Gerade wer einseitige Belastungen hat, sollte sich einen Ausgleich suchen. Aber unabhängig davon kann man auch eine ganz passive Shiatsu-Session bekommen – und das tut immer gut.

Glauben die Leute das sofort?

Viele sagen: Oh, Massage, toll, will ich sofort – und stellen dann fest, dass es etwas so Schönes ist, das sie unter Massage bisher noch nicht kennen. Ich habe auch schon Kunden gehabt, die sagen: Hm, Massage, will ich nicht, tut weh. Nein. Ich werde nicht irgendwo dran rumdrücken und versuchen, Wirbel wieder einzurenken oder Verspannungen mit Kraft und Gewalt zu lösen. Das mache ich nicht. Ich versuche, den Köper selbst zu motivieren.

Was kann Shiatsu auslösen?

Manche Leute schlafen dabei ein. Das hatte ich schon auf einer Messe, drumherum war alles hektisch und laut – und plötzlich schnarcht jemand auf dem Stuhl. Ich mache dann weiter und irgendwann wird der Kunde sanft geweckt, freut sich und fühlt sich gut. Neulich hatte ich ein besonders schönes Erlebnis: Da habe ich einen körperlich stark behinderten Jungen massiert. Der schmolz unter meinen Händen regelrecht dahin. Das war sehr berührend auch für mich.