Kann man „Monopol“ monopolisieren?

PROJEKT Was Konsum- und Produktkritik darf, wird eventuell am Fall Fairnopoly geklärt. Monopoly drängt

Der Kampf um das Wort Monopol geht in die entscheidende Runde. Denn diesen Freitag lief eine schon einmal verlängerte Frist ab in einem Abmahnverfahren zwischen dem Monopoly-Eigentümer Hasbro und der deutschen Firma Fairnopoly. Keine der beiden Parteien hat sich bisher bewegt.

Fairnopoly ist eine Start-up-Firma mit einigen Besonderheiten: Grundsätzlich ist es ein Vermittler zwischen Anbietern und Käufern von möglichst fair gehandelten Waren, ähnlich wie im konventionellen Bereich Ebay. Es ist eine Genossenschaft, Kunden oder Interessierte können also Mitglieder mit Stimmrecht werden. Fairnopoly propagiert eine große Offenheit, so sind beispielsweise die Kontobewegungen einsehbar.

Fairnopoly will den Konsumwahn einerseits kritisieren, andererseits in kooperative und nachhaltige Bahnen lenken. Daher auch der kritische Bezug auf bestimmte Wirtschaftspraktiken wie etwa Spekulation oder Monopolbildung und die Anspielung auf „Monopoly“.

Hasbro ist einer der größten Spiele- und Spielzeughersteller der Welt. Die Firmenzentrale sitzt in den USA, der Name stammt von „Hassenfeld Brothers“. Monopoly ist laut dem Guinessbuch der Rekorde das meistverkaufte Brettspiel aller Zeiten. Auch Scrabble und Trivial Pursuit stammen aus dem Hause Hasbro.

Eine große Anwaltskanzlei hat Fairnopoly im Auftrag des Konzerns Hasbro schon vor Wochen abgemahnt. Seitdem belauern sich die Kontrahenten. Denn die Monopoly-Eigner dürften kein Interesse haben, bei einem Rechtsstreit David gegen Goliath auf der unsympathischen Seite zu stehen.

Fairnopoly wiederum ist in einer kritischen Phase: Die Firma ist seit September am Markt, wirbt gerade in einer zweiten, etwas zögerlich verlaufenden Finanzierungsrunde um weitere Kunden und Genossen. Da stört ein teurer und langwieriger Rechtsstreit. So gibt es schon Anfragen von Genossen, was denn das für ihre Anlage bedeute. Fairnopoly-Kogeschäftsführer Felix Weth dazu: „Es gibt keine Haftung über den gezeichneten Genossenschaftsanteil hinaus.“

Die Monopoly-Eigentümer fahren markenrechtlich gesehen schweres Geschütz auf: Obwohl Fairnopoly weder ein Spiel noch ein Spielehersteller ist, sehen sie ihre Marke verletzt. Außerdem argumentieren sie sinngemäß, wer einen Namen ähnlich Monopoly benutze, versuche unberechtigt von der Wertschöpfung zu profitieren, die Monopoly generiere.

„Die Meinungsfreiheit erlaubt aber gerade eine Auseinandersetzung mit der zum allgemeinen Sprachgebrauch gewordenen Floskel „Manager spielen Monopoly“, argumentiert Sven Hörnich, Anwalt von Fairnopoly. „Zumal es in der Übersetzung schlicht Monopol bedeutet. Die kritische Auseinandersetzung mit einer Marke – insbesondere auch vor dem Hintergrund der Geschichte der Marke Monopoly – muss möglich sein.“

Von den Frankfurter und Berliner Niederlassungen der Hasbro-Anwaltskanzlei Baker & McKenzie war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. Baker & McKenzie hat mehr als 4.000 Rechtsanwälte weltweit laut eigener Darstellung; Fairnopoly aktuell etwa 2.500 private und circa 500 gewerbliche Kunden, sowie 1.100 Mitglieder in der Genossenschaft.

Das Ganze könnte nicht nur ein Präzedenzfall werden. Es ist auch historisch voller Würze: Monopoly wurde angeblich in den 30er Jahren von einem visionären Selfmademan erfunden. Die Erfindung wurde per Markenrecht verteidigt. Besonders aufgefallen war ein jahrelanges Verfahren gegen das Spiel „Anti-Monopoly“ in den USA, die Anti-Variante behauptete sich schließlich vor dem Supreme Court.

Der Erfinder von Anti-Monopoly, der US-Wirtschaftsprofessor und vor den Nazis geflohene Ralph Anspach, verbreitet seitdem genüsslich, dass Monopoly von ganz anderen Leuten erfunden wurde als ursprünglich behauptet und dass nur teure Rechtsverfahren die Monopolisierung des Spiels ermöglichten. Die ganz Patenterteilung sei kritisch zu beurteilen, so Anspach, schließlich sei der Spielname schon vorher im Osten der USA gebräuchlich gewesen, vergleichbar „Schach“. R. METZGER