unterm strich
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Der Heimito-von-Doderer-Preis für Daniel Kehlmann (siehe links. Im Übrigen: Wird er ihn annehmen, muss das nicht noch einmal diskutiert werden, von wegen einer wie von Doderer und dann der gute Kehlmann, geht das denn?), ist ein guter Anlass, mal wieder ein Auge auf die Bestsellerlisten zu werfen.

Kehlmann steht dort am Montag wie gehabt auf Platz zwei, hinter Donna Leon und ihrem soundsovielten Brunetti-Krimi (gähn, gähn, gähn). Doch ganz scharf an ihn ran, auf drei, kommt jetzt bei Focus wie beim Spiegel ein junger Mann namens Hein, Jakob Hein, mit seinem neuen, inzwischen auch schon vierten und im Februar allseits zumeist sehr wohlwollend besprochenen Roman „Herr Jensen steigt aus“. Wie er da hinkommt, ist leicht zu erraten, dafür braucht man die letzten Wochen kein Fernsehen geschaut zu haben: Elke Heidenreich, wer sonst?

Vielleicht wird Hein jetzt der neue Kehlmann. „Herr Jensen steigt aus“ ist zwar kein historischer Roman, passt aber bestens ins Hartz-IV-Deutschland. In Herrn Jensen könnte sich so mancher gut wiederfinden. Wen Heidenreich ebenfalls in die Charts gehievt hat: Phillippe Grimbert mit „Das Geheimnis“ auf Platz 13, Meg Mullins’ Roman „Der Teppichhändler“ auf 18 und auch Yasmina Khadras „Nacht über Algier“ auf 19. Also alle, bis auf den guten Wolfgang Koeppen mit „Tauben im Gras“, den muss aber jeder lesen, der wissen will, wie es in den Nachkriegsjahren in Deutschland so zuging. Ein Klassiker. Kaufen!

Was noch zu sagen ist zu den neuen Bestsellern: Es ist heiß, es ist Sommer, und es werden verdammt wenig Bücher verkauft, da braucht es nicht viel, um in die Top 20 zu gehen. Trotzdem müssen jetzt auch wieder die Feuilletons ran und Mullins, Grimbert und Khadra besprechen!

Das ist jetzt mal so dahin gesagt, so wie man das verfolgt hat. Tatsächlich bestätigt Perlentaucher: Keine Besprechung für Mullins, keine für Khadra (obwohl von dieser Autorin schon eine Menge Bücher besprochen wurden, aber eben nicht das neueste) und gerade mal eine für Grimbert in der NZZ. Also Feuilletons, los! Blöd irgendwie, aber so ist es nun einmal. Immer an die Leser denken!