Legale Gewinne mit Korruption

INVESTMENT Ein New Yorker Hedgefonds verlegt sich auf ein völlig neues Geschäftsfeld: Er finanziert die Wiederbeschaffung von Bestechungsgeldern – und behält anschließend einen Teil des geretteten Geldes

BERLIN taz | Brasilien, Russland, Indien und China galten lange als Eldorado für internationale Anleger. Doch nun lahmt das Wachstum in diesen sogenannten Bric-Staaten. Auf der Suche nach soliden Renditen werden große Investoren kreativ und geben auch esoterisch anmutenden Investments zunehmend eine Chance. So erinnerte sich der New Yorker Hedgefonds Platinum Partners daran, dass es in Schwellenländern noch einen anderen großen und stabilen Markt gibt: für Korruption.

In diesen Markt investiert der Fonds nun ganz legal: Er wird Brasilien dabei helfen, Gelder in Höhe von rund 5 Milliarden US-Dollar wieder einzutreiben, die durch Bestechung und Betrug erworben und ins Ausland verbracht wurden. Platinum Partners stellt dazu dem kanadischen Anwalt Martin Kenney eine nicht genannte Summe zur Verfügung. Kenney ist auf Betrugsfälle spezialisiert und hat für Platinum Partners eigens ein Portfolio von zehn Korruptionsfällen zusammengestellt, die als besonders lohnend eingeschätzt werden. Als Rendite darf der Fonds einen Teil der geretteten Gelder einstreichen.

In den USA gibt es inzwischen einen eigenen Begriff für solche Geschäfte: litigation finance. Zu Deutsch wäre dies etwa: Rechtsstreitfinanzierung. Die hinterzogenen Gelder lagern meist in Steueroasen, was es sehr aufwändig und daher teuer macht, dieses Schattenvermögen mithilfe der Gerichte wieder einzutreiben.

Noch steckt das Geschäft in den Kinderschuhen: Nach Angaben der Financial Times haben Hedgefonds derzeit nur etwa 100 Millionen Dollar in diese Projekte investiert. Allerdings haben sich inzwischen auch schon eigene Spezialfirmen für litigation finance gebildet, zum Beispiel Burford Capital. Dieses Unternehmen wurde von Peter Middleton gegründet, dem früheren Chef der Barclays Bank.

Brasilien bietet ein optimales Betätigungsfeld für die Fonds. Denn die Korruption ist zwar weit verbreitet, aber gleichzeitig versucht der Staat entschieden dagegen vorzugehen. Wie die Financial Times berichtet, ist es den Geldeintreibern des Bundesstaats São Paulo im vergangenen Jahr erstmals mithilfe eines US-Gerichts gelungen, ins Ausland verbrachte Gelder zurückzuholen. Es habe sich dabei um 10,5 Millionen Dollar auf Konten in New Jersey gehandelt, die São Paulos Exbürgermeister Paulo Maluf hinterzogen habe – ein Bruchteil der Summen, die allein von Malufs Auslandskonten zu holen sein sollen. NICOLA LIEBERT