Halb Taube halb Pfau

VON MAREN KAMES

Dass es taut, dass es rauscht

Ich höre das kleine Geräusch das deine Zunge beim Aufwachen in der Mundhöhle machtdeine Hand wie sie sich neben mir auf dem Kopfkissen bewegtich höre die Straße unter uns lauter werden ich höre den Flusslauf vor dem Haus unserer Eltern

Den Flusslauf vor dem Haus unserer Eltern an dem wir standensechsundachtzig und einhundertzwölf Zentimeter großan dem ich uns stehen sehe wie du in die Hocke gehst undKiesel mit einem Stöckchen zusammen schiebst und mit beidenHänden ins Wasser greifst und murmelst und ichin Richtung des Wassers sehe wie es über die Steine gehtund nach der Biegung ins Tal hinunter

Ich höre Tau von den Simsen in unserem Rücken tropfen wie sich der Nebel sammelt in einem Tal weit hinter uns ich höre Raben

Ich höre den Richtungswechsel der Züge bei den Bahntrassen im Talkessel höre dich weinen du bist vier und ballst die Händein den Hosentaschen ich höre die Kälte in den Wändenherumgehen in einem Haus am Hang irgendwo weitvor dem unser Großvater auf einer Bank sitzt und mit dem StockLinien in die Erde kratzt wie er spricht zum Tal hinoder in den Nebel über dem Hang an dem unser Vater steht und Bäume fällt den Nachhall der Schläge überm Talden Stock unseres Großvaters im Takt auf die Erde tippenwie er den Kopf schräg legt wie er nickt zum Tal hinoder in den Nebel hinein

Ich höre Steine übers Wasser flippen an einem Stausee im Talan dem wir stehen und lachen und ich suche flache weicheSteine und unser Vater flippt Steine und du flippst Steineund sie kommen nicht weit

Ich höre die Hände unseres Vaters im Gesicht unserer Mutterwie sie nickt und sich abwendet gegen die Fenstervor denen der Tau vom Sims tropft unter dem ich sitzeunter dem unser Großvater auf der Bank sitztund den Kopf hebt zu den Krähen und den Kopf schräg legt und zum Fluss sieht an dem du hockst an dem du dichvornüber beugst und er sagt Obacht zum Tal hinwo die Schnellzüge wechseln

Ich höre unseren Vater die Treppe herunter kommendurch den Flur über die Straße zum Fluss undnach der Biegung ins Tal hinunter ich höreunsere Mutter über die Dielen laufen im Stockwerk über unsdas Gebiss unseres Großvaters malmen von weit her ich hörekleine Steine in deinen Taschen knirschen du bist vier und jetzt

richtest du deinen Oberkörper neben mir auf und siehst aus dem Fenster über uns und siehst

auf das Hausdach gegenüber auf dem du zwei Krähen siehst die auf den Antennen sitzen und die Köpfe schräg legenund mit den Köpfen nicken und picken in die Erde vor einem Haus am Hang vor dem unsere Mutter Holzspäne zusammenkehrt und die Vögel aufscheucht und die Vögel über den Hang fliegen an dem unser Großvater steht auf seinen Stock gestützt und er sagt Obacht ins Tal in dem unser Vater bei den Bahntrassen steht und mit den Schaffnern spricht und lacht

Ich höre Wasser ins Tal gehen unter der Schnellstraße hindurch schießen deine Hände durchs Wasser fahren am Flusslauf vor dem Haus unseren Vater das Tal hinauf lachen höre eine Perlenkette reißen die Perlen über die Dielen prasseln durch das Haus über die Straße bis zu den Bahntrassen unten

Ich höre unsere Mutter unseren Großvater füttern er ist vier und ballt die Hände in den Hosentaschenich höre unseren Vater das Haus verlassendie Straße die Stadt

Ich höre einen Wasserfall an einem Ort vor langer Zeit wie er ins Tal stürzt in den Schlaf stürzt in meinen Rücken in meinem Rücken die Simse von denen es tropft im Takt in dem der Stock meines Großvaters auf die Erde tippt vor einem Haus am Hang vor dem mein Großvater sitzt und mit dem Stock Linien in die Erde zieht und leise spricht zum Tal hin oder in den Nebel über dem Hang ich höre unsere Mutter die Bahntrassen entlang laufen Perlen suchen

Ich habe gehört Krähen picken Perlen Krähen schnippen Späne flippen Steine weg von den Simsen in unserem Rückenin einem Tal weit hinter uns

Ich habe gehört es rauscht auf der Straße unter uns an einem Flusslauf irgendwo weit

Ich habe gehört es taut

Nimm meinen Schädel in die Hand je eine Schläfe & justier meinen Schlaf Richtung Süden wo die Pole längst schmelzen an den Kappen schon Schollen und das Land längs meiner weißen Angst heißt Antarktika (heiß wa?) und du hängst mir unter der Kopfhaut zu den Sohlen raus bis zu den Antipoden wo zu meinen Füßen liegt mein Schädel und sonnt sich in seiner geographischen Breite 90° 0‘ 0‘‘ S. Steck mir ein Senklot südlich ins Hirn nimm den Klotz in die Hand wie ein bauchiges Glas schwenk aus lass tropfen schenk reines Eis nach den Schmelz bringen wir schon ins Lot noch mit der Rotation der Achsen. Kalt hier? Lass schlafen.

Im Siel

Findest dich Sonntagmorgen um acht bei den Haubentauchern an den Gestaden stierst in die Schlierensäufst die Aussicht bis blindlings stehst knietief im Siel rings schluckst Wasser vom Rand ab haust schlaff auf die Planken liegst aus da wie Pfandgut – gestrandet auf deiner halbtauben Haut gelandet im halbgaren Licht hier genadelt gerendert dirty verplempert im Tau und halb Taube halb Pfau halt das mal aus so ste(h)ts

(Luftbild) Am Horizont platzen die Abschiedssalven fallen hinten überm Tag zusammen und ein aufgeregter Schwarm Vögel zieht blauschattig durch einen violetten Streifen Himmel und wir lächeln fürs Mannschaftsbild und heben die Gläser zum Gruß in die Höhe und werfen unsere Arme in großen Bögen zum Ahoi durch die Luft und die Brause schäumt in den Gläsern hinten am Himmel braut sich die Vogelmeute zusammen und wieder auseinander und der Funkmann ruft Der Präsident lässt melden: Achtet die Details des Krieges auch nachdem er längst versiegt ist; es handelt sich um kniffliges Spezialwissen die Zukunft des Landes betreffend und der Käptn ruft Ach so! Alle Mann rauf alle Mann in die Höhe zur Hälfte nach rechts oder linkswärts so wenig wie möglich zurück wir müssen die Besatzung zusammenhalten es handelt sich immerhin um Pioniere denen künftig immense Manöver was sag ich massive Attacken bevor stehn und soeben eine Parade Vögel um die Köpfe saust hier im lilafarbenen Siel scheint alles vertaut bis der Himmel aufgraut und wir sehen: Die Truppe hat sich zerstreut offenbar sind in der Zwischenzeit alle nach Hause gegangen sie haben die Luftschlangen mitgenommen und jeglichen Befehl von den Simsen und Balkonen entfernt es liegen nur noch Glasstiele am Siel und vereinzelt zerplatzte Patronen

ShutterIsland

Zigmal schwitzt du bis sich nichts bewegt. Und x-mal drückst du dich du duckst dich rückwärts weg von dem was zählt von dem was geht 4/4 über den Zenit und zigmal wippst du. Zigmal flippst du Steine übern See der wettert. Schippst Schrot in Schaufeln übern First bis‘ flattert bis nix mehr steht und alles zittert. Und du grinst bis Halleluja. Stellst sperrangel alle Fenster denn zigmal stinkts dir weil du nix putzt guckst du blindlings stehn die Spiegel. Und du kotzt x-mal im Trapez. Kappst Strippen über Land kippst Brücken. Klappst dich rittlings zum Quadrat bis‘ knittert. Passt dich zittrig ins Format kickst Start klickst ja und sag mal spinnst du?

Wir haben einer rassistischen Bürgerbewegung auf den Falklandinseln das Handwerk gelegt. Dann wollten wir uns küssen, aber eine Schafherde kam dazwischen.

Achtung an Bahnsteig 3 geraten die Gleise in Bewegung an den Überlandleitungen wird die Zukunft ausgerufen sie meldet sich auch daraufhin nicht.

Die Vermisstenmeldungen häufen sich in den Bahnhofsvorhallen entlang der Küsten stechen die Suchtrupps in See in den Küchen des Landesriechen die Köche den Teer der klebt in den Töpfen der schwelt und verdirbt und die Schuppen der

Fische die zappeln am Herd denn auch da ist kein Land in Sicht

das überleiten würde zu etwas Freundlicherem als dem öden Kommen und Gehen der Eilmeldungen die verkehrte Lage betreffend.

An dem Bergkamm da hinten ist das Land zusammengenäht, hier wird es reißen.

THERE IS A BURNING BALL OF FIRE IN OUTER SPACE (*kids and explosions) HELLO?!

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Und detonierst.

Du detonierst zu einer Präposition für und wider nichts und wieder nichts im Haus außer Chips.

( ) Finde mich, auf der Oberfläche des Planeten liegen; die Knie angewinkelt und der Wind fährt mir unter den Rücken, in den Mund und zwischen die Beine und der Wind sagt mir, wo mein Körper aufhört und die Luft anfängt, die ganze Luft und unter mir das submarine Schimmern, der Himmel ist eine relativ weitläufige Angelegenheit, er muss hier gleich in der Nähe sein, aber eine Verbindung

kommt momentan nicht zustande. Ich bin ein System aus Rohren, vielleicht, die aneinander beginnen und ineinander enden, durch die der Wind geht, sonst nichts.

Ich setz mich einfach in diese Tonne hier, halte mein offenes Gesicht gegen den Himmel und trinke diesen Regen.

Und eigentlich sitzen wir doch nur auf den Stufen 24/7 und schauen uns an was vorbei kommt und ab und zu stellen wir uns vor wie jemand geht weil einer gehen muss und ab und zu reißen wir

uns die Haare aus und es tut nicht weh und nichts tut weh und ab und zu träumen wir von den richtigen Gesichtern und dann gehen wir in die Disko, kommt ihr mit.

Halte hier Reden

vom Gras über den Dingen über die Zärtlichkeit in dir und das Tier den räudigen Zustand und das hier ist Regen das die Lähmung und das der Regen und wo der Schirm der Herr die Wege dass alles klebt während der Regen in Bewegung über dem Gras über den Dingen bei den Traufen wo die Rehe (ja ja die Rehe) und du weißt nicht wohin rasen du errätst nicht wohin atmen und die Dinge kleben und die Rede klebt an den Dingen und rate mal richtig Maren ist mehr ein Fragewort es geht in Schleifen es geht nicht es bricht ab hier woanders hin.