China vom Mond bis zum Polarmeer

MACHT Chinas Eisbrecher-Einsatz ist ein Zeichen dafür, dass die Volksrepublik inzwischen in den entlegensten Regionen Flagge zeigt. In der Antarktis ist die vierte chinesische Forschungsstation im Bau

BERLIN taz | Nur gut 6 Seemeilen trennten den „Schneedrachen“ (Xuelong) noch von der „Akademik Schokalskiy“. Mit ihrem starken Teleskop konnte die Besatzung des chinesischen Eisbrechers das russische Schiff bereits sehen. Doch dann mussten die Chinesen ihren Versuch, den Kollegen auf dem anderen Schiff zur Hilfe zu kommen, zunächst verschieben: Dichter Schneefall machte es dem Piloten des auf dem Schneedrachen mitgeführten „Seeadler 12“-Helikopters (Xueying 12) unmöglich, die „Akademik“ anzufliegen, wie Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.

Die – noch – verhinderte Unterstützungsaktion des „Schneedrachen“ zeigt nicht nur, wie schwierig die Arbeit in diesem Terrain ist: Sie beweist auch, wie weit die Volksrepublik mittlerweile in entlegenere Regionen vorgedrungen ist – und das nicht nur mit Astronauten, Satelliten und Sonden im All und auf dem Mond.

Der Erforschung von Arktis und Antarktis messen Chinas Politiker, Geschäftsleute, Wissenschaftler und Militärs im Wettlauf um kostbare Ressourcen große Bedeutung bei.

Bereits 1981 gründete Peking – damals noch unter anderem Namen – die Chinese Arctic and Antarctic Administration (CAA). 1983 unterzeichnete die chinesische Regierung das internationale Antarktis-Abkommen. Nach dem – 1993 für rund 3,6 Millionen Euro von der Ukraine erworbenen – „Schneedrachen“ soll 2014 ein zweiter chinesischer Eisbrecher in Dienst gestellt werden. 2013 gab China laut dem Guardian schon etwa 42 Millionen Euro für seine Antarktis-Aktivitäten aus.

Die 256-köpfige Besatzung des „Schneedrachen“ war am 7. November zur 30. chinesischen Antarktis-Expedition aufgebrochen. China baut gerade seine vierte Forschungsstation in dem Weißen Kontinent, die fünfte ist bereits geplant. LI