Ganz entspannt im gemeinsamen Erfolg

DIE SPIELER Für das Halbfinale rücken neue Spieler in Sturm, Mittelfeld und Abwehr der Uruguayer. Und das ist gut so

■  Ohne Helden: Sie sind übrig geblieben vom südamerikanischen WM-Aufgebot – ohne argentinisches Heldentum, aber auch ohne brasilianische Tristesse. Suárez und Forlán werden gefeiert, aber man hat permanent das Gefühl, diese Jungs müssten am Spielfeldrand wenig heldenhaft den Mate-Tee kreisen lassen.

  Linksruck: Stimmt sie noch, die These, dass die südamerikanischen Mannschaften so erfolgreich sind, weil sie vom „Linksruck“ auf dem Kontinent profitierten? Will man daran festhalten, muss man bei unaufgeregter Taktik ohne Helden bleiben: Ohne viel Aufhebens reformierte die erste linke uruguayische Regierung Gesundheits- und Bildungswesen, brachte Arbeitslosenzahlen und Wachstumsraten zurück auf Vor-Krisen-Niveau. Der „Linksruck“ scheint vor allem da erfolgreich, wo er einfach arbeitet – nett und leise. (boe)

VON FRAUKE BÖGER

Nach 40 Jahren steht Uruguay mal wieder im Halbfinale. Auch dank eines Handspiels auf der ghanaischen Torlinie. Und der Handspieler, Luis Suárez, lässt sich feiern und beansprucht „die Hand Gottes“ ab sofort für sich. So weit, so unsportlich. Schwamm drüber, weiter geht’s, heute Abend also Gegner Niederlande (20.30 Uhr, ZDF).

Erstaunlich gelassen wirken Trainer und Spieler bei Pressekonferenzen und Interviews vor dem für Uruguay historischen Termin. „Das Wichtigste ist, dass wir ruhig bleiben“, sagte Diego Pérez, Mittelfeldspieler, am Sonntag, und man hatte das Gefühl, dass er eher über seine nächste Urlaubsplanung denn das anstehende Halbfinale sprach. Und die Tatsache, dass vier zentrale Spieler nicht zur Verfügung stehen werden, machte er kurzerhand zu einem Beweis dafür, dass für diese Mannschaft entscheidend ist, dass alle gleichwertig und dicke Freunde sind: „Für die, die jetzt dazukommen, ist es die Chance, bei dieser WM dabei zu sein. Und es ist gut für das Mittelfeld, dass da neue Leute stehen.“ Ja, da ist diese Müdigkeit im uruguayischen Mittelfeld – es war von Anfang an der Schwachpunkt des uruguayischen Teams. Zum Halbfinale gegen die Niederlande wird es neu bestückt: mit Walter Gargano vom SSC Neapel und Álvaro Pereira vom FC Porto.

Auch im Sturm und in der Abwehr gibt es einige Wechsel: Hobby-Handballer Luis Suárez, der für ein Spiel gesperrt ist, wird von Edison Cavani ersetzt, der damit den Platz in der Sturmspitze neben Diego Forlán einnimmt. In der Abwehr wird Kapitän Diego Lugano fehlen, beim Spiel gegen Ghana zog er sich eine leichte Bänderzerrung zu. Ersetzt wird er von Diego Godín, und Martín Cáceres nimmt den Platz von Jorge Fucile ein.

Dem verletzten Lugano war die Enttäuschung darüber, nicht gegen die Niederlande antreten zu können, anzusehen. „Natürlich ist es ein schwieriger persönlicher Moment“, sagte er. Aber er zweifele nicht daran, dass die uruguayische Mannschaft es noch weiter schaffen kann als bis ins Halbfinale: „Natürlich ist es schön, schon jetzt ein Ziel erreicht zu haben, mit dem alle zufrieden sind.“ Das heiße aber nicht, dass man nicht noch mehr erreichen wolle. Auch Nationaltrainer Oscar Tabárez zeigte sich bei der Pressekonferenz glücklich über den Einzug ins Halbfinale. „Man darf auch jubeln, wenn man nicht Weltmeister ist“, sagte er, „vor allem in Uruguay.“

Am Sonntagabend reiste die Mannschaft in Kapstadt an und am Montag stand noch eine Trainingseinheit im Green Point Stadium auf dem Programm.