Industriedenkmal wird abgerissen

ARCHITEKTUR Dem Zentrallager der ehemaligen GEG auf der Peute rücken in den nächsten Wochen die Bagger auf die Pelle. Der Versuch, dort einen Kulturspeicher einzurichten, war gescheitert

Die Konsumvereine produzierten nicht um des Profits willen, sondern um die Arbeiter zu versorgen

„Da geht ein Stück Hamburger Backsteinvergangenheit verloren.“ Helmuth Barth, Vorsitzender des Denkmalvereins, ist nicht begeistert davon, dass in den nächsten Wochen weitere historische Gebäude auf der Peute auf der Veddel abgerissen werden. Denn dieses in den 1920er Jahren erbaute 19-teilige Ensemble, von dem nur zwei Gebäude stehen bleiben sollen, steht auch für eine wichtige Epoche der Hamburger Arbeiterbewegung.

Dort residierte nämlich einst die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumvereine (GEG). Das war eine Konsumgüter-Genossenschaft, die nicht auf Profit erpicht war, sondern günstig für den Alltagsbedarf der Arbeiter produzierte – Shampoo und Zahnpasta zum Beispiel. Der Gewinn wurde wieder investiert – in den Aufbau weiterer Betriebe. Eine politisch damals neue, aber auch umstrittene Idee.

Die Hamburg Port Authority (HPA), der das Ensemble seit 2010 gehört, hatte die Gebäude komplett abreißen wollen, um moderne Lagerhallen zu bauen. Durch öffentliche Proteste und die Diskussion über einen Kulturspeicher war dies aber 2012 von Denkmalschutz und Politik gestoppt worden. Mit Manfred Vogler hatte sich damals sogar ein Investor bereit gefunden, die nötige Sanierung zu finanzieren und zusätzlich Platz für kleine Handwerksbetriebe zu schaffen. Die Kulturbehörde fand dann aber, für einen Kulturspeicher reiche der Platz nicht, zudem könne sie die Miete nicht aufbringen.

Inzwischen hat der Senat die Kulturspeicher-Idee als zu teuer beerdigt. Immerhin aber, sagt Helmuth Barth, blieben die Häuser 10 und 11 – die ehemalige chemische Fabrik und die Papierfabrik – erhalten. „Aber das ist schon arg wenig, gemessen am Gesamt-Ensemble.“

Auch die Gebäude selbst seien für die damalige Zeit fortschrittlich gewesen, sagt Jürgen Bönig, Kurator am Museum der Arbeit. Die chemische Fabrik mit ihren großen Fenstern habe angenehme Arbeitsbedingungen geboten. Und besonders stolz sei die GEG auf ihr Wohlfahrtsgebäude mit Gemeinschaftsräumen und Duschen für ihre 300 Beschäftigten gewesen.

Nach Angaben des Senats hätte die Erhaltung aller verbliebenen Gebäude 27 Millionen Euro gekostet. Die beiden tatsächlich verbleibenden Gebäude zu sanieren wird nach Schätzung der HPA 14 Millionen Euro kosten. Sie seien vor allem für Lagerei vorgesehen. Eine Etage soll der Kultur vorbehalten bleiben.  KNÖ/PS