Sex, Lügen und Video

INTIM Kirgisischer Mufti tritt nach Sexskandal zurück. Ein Nacktvideo von ihm kursiert im Netz

Rachmatulla-Hadschi Egemberdijew trat diese Woche als Oberhaupt der islamischen Gemeinde in Kirgistan zurück, nachdem im Netz ein Streifen kursiert, der ihn unbekleidet in intimer Umarmung mit einer jungen Frau zeigte. In der Hauptstadt Bischkek beschuldigten daraufhin wütende Demonstranten den Mufti des Ehebruchs und forderten dessen Entfernung aus dem Amt.

Für jeden Politiker ist so etwas heikel, für einen geistlichen Würdenträger in der Regel eine Katastrophe. Allerdings weist die Herstellung des Filmes eher auf eine Intrige im Kampf um das Amt hin. Wegen der lukrativen Pilgerreisen nach Mekka ist das Muftiat in Kirgistan eine Geldmaschine.

Aufschlussreich war seine Verteidigungsstrategie. Er hätte keinen Ehebruch begangen. Denn er habe die Partnerin vor dem Vollzug nach dem religiösen Ritus „Nikach“ geheiratet und sei daher ohne Sünde. In Kirgistan wie auch in den übrigen zentralasiatischen Staaten ist der islamische Ehesegen das Einfallstor für die Vielehe – obwohl sie verboten ist. Zwar sind die Würdenträger angehalten, nur nach Vorlage der säkularen Trauurkunde das „Nikach“ zu sprechen, aber in Kirgistan wird diese Praxis kaum eingehalten – und die Männer protzen mit ihren Ehefrauen. Ob in diesem Fall der gefallene Mufti den Ehesegen sich selbst erteilt hat, ist nicht bekannt. MARCUS BENSMANN