Soll sich die DFB-Auswahl feiern lassen?

Die deutsche Mannschaft setzt eine lieb gewonnene Tradition nicht fort und hat die Berliner Post-WM-Willkommensparty abgesagt

PROWas ist das denn für ein mimosenhaftes Gezicke, Jungs! Schon in der Grundschule mocht ich die nie leiden, die immer nur froh waren, wen sie eine glatte Eins geschrieben hatten.

Mit Verlaub: Ein bisschen mehr Bodenhaftung und Verantwortung euren treusten Fans gegenüber dürfen wir schon erwarten. Mal ehrlich: Ihr benehmt euch, als hätte euch jemand das Sandkastenschäufelchen geklaut. Noch vor drei Wochen hättet ihr euch ja wohl kaum selbst den vierten Platz zugetraut. Und jetzt könnt ihr sogar den dritten machen – und das findet ihr zu unwürdig, um zur Party zu laden. Panne!

Unsere Welle der Begeisterung, unser pochendes Herzblut, unsere schweißnassen Hände haben euch doch angeblich so viel Kraft und Zutrauen gegeben, euch getragen durch die Momente der Schmerzen und des Zweifelns? Dann seid mal keine Spielverderber, verschiebt eure Safari um zwei Tage und gönnt uns noch einen dieser Augenblicke, für die wir die vergangenen Wochen gelebt haben. Die Freude am Spaßhaben und die Hingabe an die Möglichkeit. Dafür steht ihr mehr denn je. Kommt, und wir zeigen euch, dass die Liebe eurer Fans stärker ist als jegliche Platzierung. INES POHL

■ ist taz-Chefredakteurin CONTRA

Eine Siegesfeier ist eine Siegesfeier, in der sich Sieger von ihren Fans feiern lasen. Es mag begründete Ausnahmen geben, für Gastgeber eines tollen Turniers etwa, notfalls auch mal für einen „Welt- oder Europameister der Herzen“. Aber das hatten wir schon, zweimal hintereinander. Eine solche Feier bei einem dritten oder gar vierten Platz zu wiederholen hieße, sich ein für alle Mal mit Bronze abzufinden. Allerdings tragen die deutschen Spieler drei Weltmeistersterne auf der Brust, sie können nicht wie Türken oder Kroaten einen dritten Platz als größten Erfolg ihrer Fußballgeschichte bejubeln, schon gar nicht nach dem Verlauf dieses Turniers.

Nein, die Spieler haben völlig recht, wenn sie nach acht Wochen Jugendherberge so schnell wie möglich nur noch heim zu ihren Familien wollen oder in den Urlaub, ohne einen – im Übrigen auch für die Sponsoren inszenierten – peinlichen Zwischenstopp am Brandenburger Tor einzulegen. Die Saison war anstrengend, die WM ebenso, die Spieler brauchen dringend Erholung. Und sie haben sich zu Recht satt. Dabei wollen wir sie natürlich wiedersehen. Auf dem Platz. Und gern auch auf Tribünen und Balkons. Aber dann doch lieber mit einem Pokal in den Händen.

KARL-HEINZ RUCH

■ ist taz-Geschäftsführer