Ein Mann mit Werten

Er wolle nicht reden, sagt Norbert Fuhs, weder mit der taz noch mit sonst wem – nur so viel: „Seit 30 Jahren führe ich Krieg gegen die Neue Osnabrücker Zeitung.“ Wegen deren „Rufmordartikel“ müsse er Insolvenz anmelden.

Die Neue Osnabrücker Zeitung ist zwar bekannt dafür, in ihrem Erscheinungsgebiet kein Blatt neben sich zu dulden, aber „was sie über Herrn Fuhs geschrieben hat, das stimmt“, sagt Rechtsanwalt Dimitri Rimscha. Er vertritt die „Medienbrief-Geschädigten“: ein Zusammenschluss stiller Gesellschafter der von Fuhs herausgegebenen Osnabrücker Sonntagszeitung (OSZ). Die haben den Verleger jetzt angezeigt wegen gewerbsmäßigen Betruges, strafbarer Werbung und Insolvenzverschleppung – und beantragt, das Vermögen des 59-Jährigen zu beschlagnahmen.

370 Anleger haben bis zu 5.000 Euro für je einen OSZ-Medienbrief gezahlt, für die Fuhs hohe Renditen versprach. Dafür soll er in der OSZ und auch höchstpersönlich mit geschönten Zahlen geworben haben. Dabei wies 2011 die Bilanz seiner „Enorm Verlagsgesellschaft mbH“ einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von knapp 6,3 Millionen Euro auf. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück witterte schon im Mai 2013 ein Schneeballsystem: Der Verlag erfülle seine Verpflichtungen nur durch die Herausgabe neuer Medienbriefe.

30 Jahre lang diente das Anzeigenblättchen – Auflage: 236.000 Exemplare – dem gebürtigen Oldenburger Münsterländer Fuhs auch als moralisches Sprachrohr: In einer Kolumne wetterte er gegen den Selbstverwirklichungswahn insbesondere der alleinerziehenden Frau, die zu wenig Kinder gebäre – Eva Herman habe das auf den Punkt gebracht. Derweil trage der Kinderreichtum von Ausländern zum Aussterben der Deutschen und ihrer Werte bei. Und zur Zunahme von Kriminalität.

Aus der Insolvenzmasse werden die OSZ-Anleger wenig zu erwarten haben, deshalb hoffen sie jetzt auf Fuhs’ Privatvermögen. „Er soll bereits Immobilien auf die Namen seiner Kinder überschrieben haben“, sagt der Geschädigten-Anwalt Rimscha – „wenn die Staatsanwaltschaft sich nicht beeilt, ist bald gar nichts mehr zu holen.“  SCHN