Das Bio-Tamagotchi

PRODUKTTEST Pilze im Haushalt können schmecken

Es gibt Dinge, die können den Charakter der Menschen entlarven. Tamagotchis etwa – Kultding der Neunziger, ein Minicomputer, der ein Küken sein will, das regelmäßig per Knopfdruck gefüttert werden muss. Vergisst man’s, stirbt es virtuell. Gefühlsbetonte Tamagotchi-Fans lassen sich vom Computerküken terrorisieren. Hartherzige nicht.

Jetzt mal zu mir: Mitgefühl mit einem Gegenstand steht nicht so auf meiner Agenda. (Wobei ich, das soll an der Stelle verraten werden, ungern Löcher in die Wand bohre, weil ich denke, ich tue der Wand weh.)

Bei Biolebensmitteln allerdings (sind Lebensmittel eigentlich Dinge?) werde ich schwach. Wenig überraschend begeisterte ich mich daher schnell für „Chido’s Pilzgarten“ – eine kleine Schachtel, gefüllt mit Kaffeesatz. Auf diesem Nährboden wachsen essbare Pilze. Austernpilze oder Rosa Seitlinge etwa. Nur 0,2 Prozent der Kaffeebohnen landen in der Tasse, 99,8 Prozent dagegen auf dem Müll, sagen die Leute des Unternehmens. Das muss nicht sein.

Geduld und guter Wille braucht es, wenn man in einer Schachtel Pilze züchten will, denn wie Tamagotchis müssen die Pilzkulturen anständig gepflegt – in diesem Fall dreimal am Tag mit Wasser besprüht – werden.

Obwohl mein Wille groß war, bekam ich ein Schuldgefühl, denn die regelmäßige Sprühaktion morgens, mittags und abends habe ich nicht geschafft. Weil die Pilze nicht nur virtuell waren, wuchsen sie trotzdem und schmeckten.

WALTRAUD SCHWAB

Chido’s Pilzgarten, ab 9,90 Euro, chidos.org