Kein Ende in Sicht

BLUES-ROCK Zur kommenden Legende erklärt wurde der Blues-Rocker Joe Bonamassa bereits mit zwölf Jahren. Heute präsentiert der 33-Jährige sein zehntes Studio-Album „Black Rock“

Mit vier Jahren griff der Sohn eines Gitarrenhändlers bereits zur Mini-Gitarre

VON ROBERT MATTHIES

Wenn es um die Einschätzung des Potenzials eines Blues-Gitarristen geht, gibt es wohl kaum eine bessere Referenz als den „Blues Boy“ höchstselbst. B. B. King war sich sofort sicher, dass von seinem Schützling Joe Bonamassa Großes zu erwarten ist: „Das Potenzial ist unglaublich. Er hat nicht mal begonnen, an der Oberfläche zu kratzen“, befand der legendäre Blues-Gitarrist und Sänger bereits nach dem ersten gemeinsamen Konzert. Da war Bonamassa gerade mal zwölf Jahre alt.

Gespielt hat er aber damals beinahe schon so virtuos wie sein großes Vorbild Steve Ray Vaughn. Sechs Jahre lang hatte er schließlich schon intensiv gelernt. Mit vier Jahren griff der Sohn eines Gitarrenhändlers aus Utica, New York bereits zur Chiquita-Miniatur-Gitarre, drei Jahre später wechselte das Wunderkind zu Fenders Stratocaster und spielte Note für Note Jimi-Hendrix-Songs nach. Als ihn der Gitarrist Danny Gatton unter seine Fittiche nahm, war der kleine Bonamassa längst eine lokale Berühmtheit, die vom Blues über Country, Jazz bis zu hartem Rock alle Saiten-Genres beherrschte.

Kein Wunder, dass Bonamassa auch seine erste Band früher als andere zusammengetrommelt hat. Mit 14 Jahren lernte er auf dem Weg zu einer Fender-Gitarren-Veranstaltung Berry Oakley Jr. kennen, seinerseits Sohn des Bassisten der „Allman Brothers Band“. Zu den beiden stießen schnell zwei weitere Legenden-Kinder: Erin Davis’ Vater war kein Geringerer als Jazz-Trompeter Miles Davis, Waylon Kriegers Erzeuger Robby spielte bei den „Doors“ die Gitarre. Folgerichtig nannte man die gemeinsame Band „Bloodline“ – auch wenn Bonamassa als Einziger nicht auf berühmte Vorfahren verweisen konnte. Mit „Bloodline“ hatte der damals 17-Jährige auch seinen ersten Erfolg auf Vinyl: die Single „Stone Cold Hearted“ kletterte 1994 immerhin bis auf Platz 32 der Billboard-Mainstream-Rock-Charts.

Heute blickt Bonamassa bereits auf eine 20-jährige Geschichte als kommende Legende zurück, neun hoch gelobte Alben hat er bis an die Spitze internationaler Blues-Charts gehievt. Der bisherige Höhepunkt fand im letzten Jahr in der Londoner Royal Albert Hall statt: Für das auf DVD erschienene Konzert hatte Bonamassa Eric Clapton als Gast gewinnen können.

Im März hat der mittlerweile 33-Jährige sein zehntes Studio-Album veröffentlicht, das er heute auf der Freilichtbühne im Stadtpark vorstellt. „Black Rock“, benannt nach dem griechischen Studio, in dem es entstanden ist, ist im Gegensatz zum sumpfig-bluesigen Vorgänger „The Ballad of Henry John“ deutlich abwechslungsreicher. Mal stampft rhythmischer Blues-Rock aus den Boxen, mal eine virtuos-ehrfurchtsvolle Interpretation eines Blues-Klassikers. Der Erfolg gibt dem Ausnahme-Gitarristen Recht: auch in Deutschland klettert er mit „Black Rock“ nun die Hitparaden hoch.

Am Ende angekommen ist Bonamassa damit auch nach 20 Jahren Kratzen an der Oberfläche nicht. Dass der legendäre Mentor richtig lag, kann man darunter aber immer deutlicher erkennen. Der übrigens hat sich nicht zweimal fragen lassen, auf dem neuen Album seines Zöglings als Gast zu erscheinen.

■ Sa, 17. 7., 20 Uhr, Freilichtbühne im Stadtpark