Wider die Riesen

VOLLGAS Weil der SC Freiburg endlich einmal genug Zeit hat, sich auf einen Gegner vorzubereiten, gewinnt er gegen den am Ende wenig engagierten Tabellenzweiten aus Leverkusen und findet Anschluss an das Mittelfeld

„Wenn die Leverkusener auf dich zulaufen, willst du ja vier Spieler abhaben, damit du auch ein paar Große dabei hast“

CHRISTIAN STREICH

AUS FREIBURG CHRISTOPH RUF

„Das war ungeheuer befreiend“, sagte Freiburgs Linksverteidiger Oliver Sorg nach dem 3:2-Sieg gegen Bayer Leverkusen. „Zumal, wenn man sich daran erinnert, wie schwach wir in die Hinrunde gestartet sind.“ Spielentscheidend sei gewesen, dass sich der SC seit dem Ausscheiden aus der Europa League Mitte Dezember die ganze Woche über auf den Gegner vorbereiten und so Kraft und Konzentration zielgerichteter habe dosieren können. In die gleiche Kerbe hieb auch sein Trainer Christian Streich. „Wir haben heute mit aller Kraft und Emotionalität dagegengehalten, das wäre im November oder Dezember so noch nicht möglich gewesen.“ Allerdings verschwiegen die Freiburger bei ihrer Spielanalyse höflich, dass Leverkusen im zweiten Durchgang nicht mehr zwingend agierte und ganz offenbar mit einem Remis zufrieden gewesen wäre. Stattdessen setzte es die dritte Niederlage in Folge für den Tabellenzweiten, der in der Tabelle nun schon vor dem Münchner Nachholspiel am Mittwoch beim VfB Stuttgart zehn Zähler Rückstand auf die Bayern hat.

Dabei hatte der SC nach 45 Minuten noch 1:2 zurückgelegen – und bei beiden Toren von Lars Bender (5.) und Simon Rolfes (36.) Schwächen in der Defensive offenbart. „Das sind wir ja schon gewohnt, dass wir früh in Rückstand geraten“, stöhnte Streich, der die Leverkusener Lufthoheit in beiden Strafräumen auch den natürlichen Gegebenheiten zuschrieb: „Wenn die Leverkusener Mannschaft auf dich zuläuft, willst du ja vier Spieler abhaben, damit es ein bisschen ausgeglichener ist und du auch ein paar Große dabei hast.“

Um das Ungleichgewicht wenigstens ein bisschen abzufedern, hatte Streich den groß gewachsenen Pavel Krmas (1,93 Meter) in die Innenverteidigung beordert und Matthias Ginter (1,88 Meter) auf die Sechserposition gestellt. Für ihn musste Julian Schuster erneut auf der Bank Platz nehmen. Der Kapitän musste bis zu seiner Einwechslung in der Nachspielzeit tatenlos mitansehen, wie Admir Mehmedi in der 27. Minute zumindest den Anschlusstreffer erzielte und durch Jonathan Schmid (53.) und Felix Klaus (90.) noch zu einem 3:2-Sieg kam.

„In der ersten Halbzeit war unser Spiel okay“, sagte Leverkusens Trainer Sami Hyypiä. „Aber dann hatten wir zu viele Ballverluste im Mittelfeld und Freiburg hat das gut ausgenutzt.“ Das fand auch Bernd Leno, der Torwart der Gäste: „Freiburg ist ja bekannt dafür, dass sie immer Gas geben.“

Mit dem Sieg gegen Leverkusen hat der SC nun den Anschluss ans Mittelfeld der Tabelle geschafft, da parallel jedoch auch der 1. FC Nürnberg gewann, bleibt der Abstand auf den ersten Abstiegsplatz aber konstant. Drei Zähler sind es nur bis Platz 17. Für den Gast fällt der Blick auf die Tabelle weitaus unbefriedigender aus. „Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, hätten wir heute schon mit einem Remis unseren Vorsprung auf Platz drei ausbauen können“, ärgerte sich Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler am Tag des 30. Geburtstages von Stefan Kießling. Der war am Samstag leer ausgegangen. Aus Sicht der Gäste blieb es da ein schwacher Trost, dass die Konkurrenz aus Mönchengladbach und Wolfsburg die Rückrunde ebenfalls mit einer Niederlage einläutete und der BVB nicht über ein Unentschieden hinauskam. In Freiburg wäre aus Sicht der Gäste nun wirklich mehr drin gewesen, doch dafür hätte man der Mannschaft auch über die gesamte Spielzeit anmerken müssen, dass sie tatsächlich gewinnen will – war aber nicht so.