Gänsetod erbost Naturschützer

GÄNSEKRIEG Der Streit zwischen Jägern und Naturschützern in Ostfriesland bekommt neuen Zündstoff. In aufgeschnittenen Gänsekadavern wurde verbotene Bleimunition nachgewiesen

Naturschützer in Ostfriesland sind erbost über den Tod von Gänsen in einem EU-Vogelschutzgebiet. Unbekannte hatten den Tieren mit einem Messer die Brust herausgeschnitten und die Kadaver an einem Wasserlauf bei Nüttermoor im Kreis Leer zurückgelassen. Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit teilte am Montag nach aufwendigen Untersuchungen mit, dass die Gänse Bleischrot enthielten. Die Jagd auf Wasservögel in Gewässernähe mit Bleischrot ist in Niedersachsen aber verboten. Der Landkreis Leer als Aufsichtsbehörde prüft jetzt weitere Schritte.

Jäger und ein Mitglied des Naturschutzbundes Nabu hatten spekuliert, die Tiere seien vom Sturm in einen Zaun gedrückt oder von anderen Tieren getötet worden. Naturschützer des Wattenrates erkannten dagegen deutliche Schnittspuren. Sie vermuten, dass die geschossenen Tiere ausgeweidet und an dem Graben entsorgt wurden – in Zeitungsberichten war die Rede von einem „Gänseripper“. Das könnte eine Anzeige wegen Wilddieberei, unzulässiger Abfallbeseitigung und Gewässerverschmutzung nach sich ziehen.

Beim Landkreis Leer sagte eine Sprecherin, in den vergangenen Jahren seien keine Jagdverstöße bekannt geworden. Allerdings hatten Gänseschützer mehrfach erfolglos Anzeigen erstattet und unter anderem nach Schüssen bei dichtem Nebel auf Gänse die Polizei gerufen. Die Beamten waren jedoch wegen fehlender Gummistiefel nicht ausgerückt. Ein Tierschützer, der Jagdverstöße mit seiner Kamera festhalten wollte, wurde später wegen Jagdstörung verurteilt.

Seit Jahren stehen sich in Ostfriesland Naturschützer auf der einen und Jäger sowie Landwirte auf der anderen Seite in einer Art Gänsekrieg weitgehend unversöhnlich gegenüber. Naturschützer protestieren dagegen, dass in EU-Vogelschutzgebieten die Gänsejagd erlaubt ist. Dabei würden auch immer wieder geschützte Arten getötet oder verletzt, lautet die Kritik.

Niedersachsens neuer Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) legte 2013 Pläne zur Einschränkung der Jagdzeiten offen. Dies stieß bei Jägern und Landwirten auf Kritik.  (dpa)