„Die sollen wild bleiben“

Der Herr der Schwäne berichtet über seine Arbeit

■ leitet seit zehn Jahren das Hamburger Schwanenwesen. Jährlicher Höhepunkt ist der Transport der Tiere zum eisfreien Eppendorfer Mühlenteich.  Foto: dpa

taz: So lange die Schwäne auf der Alster ihre Bahnen ziehen, werde Hamburg eine reiche und freie Hansestadt bleiben – sagt die Legende. Ist Ihre Arbeit also existenziell, Herr Nieß?

Olaf Nieß: Ja, für mich und für Hamburg. Bis jetzt gab es auch nie eine Alster ohne Schwäne, auch nicht im Krieg. Nur bei Frost müssen wir sie ins Winterquartier packen.

Wie wird man eigentlich Schwanenvater?

Den Posten hatte mein Vater schon 46 Jahre inne. Erst lernte ich Kaufmann, aber dann habe ich die Ausbildung zum Revierjagdmeister gemacht.

Was gehört außer dem Alster-Abtrieb zu Ihren Aufgaben?

Ich kümmer mich um Wildunfälle aller Art. Hirsche im Hafen, Dachse in der Tiefgarage.

Welche Feinde haben Schwäne in der Stadt?

Angler mit ihren Haken und Leinen. Außerdem auch Glasscheiben und nasse Autobahnen. Schlimm sind Tierquäler die mit Dartpfeilen, Messern oder Flaschen werfen. Die erwischen wir aber zum Glück oft.

Kennen Sie alle 120 Alsterschwäne persönlich?

Nur einige. Die sollen ja auch wild bleiben.

Schmerzt es Sie, wenn Schwäne als Staatsgeschenke weggegeben werden?

Ja, aber ich bin auch stolz, wenn so ein schönes Pärchen nach Argentinien oder Israel geht. Das sind die besten Botschafter für Hamburg. Japan bekam Tiere mit besonders schöner Beringung als Dank für das Kirschblütenfest. Interview: WDE

Dia-Vortrag: 15 Uhr, Köster-Café, Meisenstr. 25; Anmeldung ☎ 697 06 20