Der Kochkünstler

Mit Essen spielt man nicht, das ist so eine Erziehungsregel in deutschen Haushalten. Dass man mit Essen aber sehr wohl Kunst machen darf: Diesem Konsens verdankt sich nicht nur die Molekularküche eines Ferran Adrià und seiner Nachfolger, sondern auch eine Kunstform wie die Eat-Art, zum Beispiel von Daniel Spoerri. Der Schweizer veranstaltete ab 1968 in seinem Düsseldorfer Restaurant Aktionen mit Joseph Beuys oder Dieter Roth, die sich ja auch beide künstlerischen Prozessen mit Nahrungsmitteln beschäftigten, mit Fett und Honig etwa.

In dieser Linie steht Dieter Froelich: Einem barocken Wanderkoch gleich, betreibt der Hannoveraner seit 2003 seine temporäre Künstlerküche „Restauration a. a. O.“, mit der er das Kochen aus der häuslichen Privatsphäre in den öffentlichen Bereich verlegt, in Galerien, Kunstvereine oder Museen.

Dieter Froelich, geboren 1959 in Walsrode, studierte von 1982–88 Malerei, Plastik und Kunsttheorie an der Fachhochschule Hannover sowie der Städelschule Frankfurt. Hier kam er auch mit den Kochseminaren des Wiener Multitalents Peter Kubelka in Berührung, der die Speisenzubereitung als Grundlage allen kulturellen Lebens deutet. Demnach ist die Handlung wichtig, nicht ihr Ergebnis, und sei es avancierte Sterneküche.

Derzeit hat Dieter Froelich seine mobile Küche im Kunstverein Wolfsburg aufgeschlagen, im Rahmen der Gruppenausstellung „Let’s Eat Together. Künstlerküchen & Tischgesellschaften“. Am kommenden Samstag, ab 18 Uhr, lädt er dorthin zu einem Bildvortrag über das Kochen als Kunstgattung unter besonderer Berücksichtigung der Gemengsel und Gehäcksel – und bereitet zwei kleine norddeutsche Speisen: die Branntwein-Kalteschale als Apéritif sei schon jetzt verraten. Inklusive Speisen und Getränke kostet der Abend 10 Euro, Kurzentschlossene können sich noch im Kunstverein anmelden (☎ 05361/674 22). Die Ausstellung selbst läuft noch bis zum 16. Februar. BETTINA
MARIA BROSOWSKY