Zensur gebloggt

Wer in Syrien sich frei im Internet bewegen will, muss dem Geheimdienst immer einen Schritt voraus sein

„Unsere Regierung hat beschlossen, dass Hotmail proisraelisch ist, und die Seite blockiert“, stand in der E-Mail aus Damaskus, und weiter: „Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich an meine Daten kam, jetzt habe ich vorsichtshalber eine Zweitadresse bei einem anderen Anbieter.“ Die Internetzensur ist für viele computerkundige Syrer kein wirkliches Hindernis, aber sie nervt. Ständig schneller sein zu müssen als der Geheimdienst ist zwar aufwändig, klappt aber oft: Informatik scheint nicht die Stärke der syrischen Schlapphüte zu sein.

Wer in Syrien einen eigenen Internetanschluss haben will, muss zahlreiche private Daten angeben. Wer das umgehen will, kann in Internetcafés anonym im, liebevoll vorzensierten, Netz surfen. Kunden, die mehr wollen, bieten viele Cafés den Zugang über ausländische Server an.

Auch kritische Blogger müssen in Syrien kreativ werden. Manchmal reicht es schon, auf Englisch zu bloggen. Syrische Geheimdienstler sind eher für Brutalität als für Weltgewandtheit bekannt. Lange brauchten sie auch, um kritische syrische Blogger auf anonym nutzbaren Angeboten aus dem Ausland aufzuspüren und zu blockieren.

Auch hier fanden die User schnell Abhilfe: Verschlüsselungstechnik ist, trotz der hohen Preise, ein Verkaufsschlager, so ein Bericht von Human Rights Watch. 1:0 also für die User.

Dabei war es Präsident Baschar al-Assad selbst, der seinen Geheimen das „böse Internet“ eingebrockt hat: Als Präsident der Syrischen Computergesellschaft hat er jahrelang dessen Ausbau gefördert. KSP