DREI STATIONEN VON HEE-SEON JIN

1982: Mit 16 Jahren bewirbt sich die Koreanerin Hee-Seon Jin um Aufnahme am Berliner Julius-Stern-Konservatorium im Fach Klavier und besteht die Aufnahmeprüfung. Ihre Eltern wollen sie so jung nicht ins Ausland gehen lassen, obwohl Deutschland im Hause Jin sehr hoch angesehen ist. Der Vater ist Germanistikprofessor. Die 16-Jährige aber, die bereits weiß, dass sie Dirigentin werden will und sonst nichts, setzt sich durch.

1999: Am 1. September wird Jin von der Münchner Ausländerbehörde aufgefordert, Deutschland zu verlassen, es sei denn, sie legt binnen sieben Tagen ein Engagement von öffentlichem Interesse auf dirigentischem Sektor vor. Es gelingt ihr, eine befristete Arbeit zu finden. Was ihr nicht gelingt: Aus der Spirale von Ausreiseaufforderung und temporärer Duldung und neuer Ausweisungsdrohung auszubrechen.

2006: Im April wird Jin der Pass entzogen. Im Juni soll sie ausreisen. Weil sie den Petitionsausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus anruft, erhält sie einen dreimonatigen Aufschub. Am 12. September läuft er aus. WS