VW VENEKLASEN/WERNER
: Der Fotograf als Geheimniskrämer

„A photograph is a myth about a delusion“, steht auf einem seiner Bilder. Jeff Cowen fasziniert an der Fotografie also, dass sie mythische Trugbilder erzeugen kann – von ihren Dokumentationsfähigkeiten hat er sich längst befreit. In seiner Kunst nutzt er die fotografischen Techniken, die ihm verschiedene Kameraformate bieten. In der Dunkelkammer experimentiert er mit Fotopapieren und Entwicklerchemikalien. Schnell im Schuss und fix am Abzug ist er nicht. Lieber lässt er die Zeit für sich arbeiten und seine Negative ein paar Monate liegen. Die in niedrigen Auflagen produzierten Editionen bearbeitet er weiter und wertet sie so zu Unikaten auf. Cowen wurde 1966 in New York City geboren. Dort studierte er bei der Fotografin Elaine Mayes und erwarb sich praktische Erfahrungen als Assistent von Larry Clark und Ralph Gibson. Nach Ausflügen in den Fotojournalismus und die Street-Photography erweitert er seit Mitte der 1990er Jahre seine künstlerische Bandbreite. Mit einer malerischen Herangehensweise nähert er sich klassischen Motiven wie Porträts, Stillleben und Landschaften, aber auch der Abstraktion. Im Bild „Alexandra 12“ bekommt das grobe Korn eine Präsenz, vor der selbst das Modell nach hinten weicht. Andere Porträts verdoppeln und verdreifachen sich in Collagen. Bilder von Statuen werden unter Übermalungen oder im Dunst von Unschärfen zu geheimnisvollem Leben erweckt. In Naturdetails lassen sich gestische Strukturen entdecken. Damit entfernt sich Cowen grundlegend von der Idee einer Fotografie, die Situationen schildert und Personen oder Dinge realistisch abbildet oder ästhetisch überhöht. Die Fotos selbst werden zu plastisch bearbeiteten Objekten, die neben der Nostalgie des analogen Mediums eine starke emotionale Intensität ausstrahlen. Im Berliner Projektraum VW des New Yorker Galeristen Gordon VeneKlasen mit seinem Kölner Kollegen Michael Werner kann Cowen nun seine erste Einzelausstellung in der Stadt zeigen, in der er seit einiger Zeit lebt. WOE

■ Bis 8. März, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rudi-Dutschke-Straße 26