DIE WERBEPAUSE
: Gekaufte Liebe

Es ist der typische Autowerbefilm: Blendende Scheinwerfer schneiden durch eine nebelige Winterlandschaft, schlitternde Hinterräder halten die Spur, ein Hirsch taucht am Waldrand auf – er muss sich verlaufen haben, der Spot spielt in Lappland. Eine Frau wartet am Fenster. Dabei kann sie völlig beruhigt sein: Ihr Mann ist sicher unterwegs in seinem Volvo.

Der da am Steuer sitzt, sich am offenen Feuer wärmt, den nackten Oberkörper präsentiert, schließlich seine (echte) Frau und die Söhne in die Arme nimmt, ist der schwedische Fußballstar Zlatan Ibrahimovic. Es war jedoch die Tonspur, die diesen Spot in Schweden binnen weniger Tage zum meistgeklickten auf Youtube machte und die Feuilletons mit Betrachtungen füllt. Ibrahimovic macht darin, was er nie wollte. Er rezitiert die schwedische Nationalhymne: „Du gamla, Du fria“, du alter, du freier, du gebirgiger Norden. Dass er bislang nie die Lippen bewegte, wenn die Hymne vor einem Länderspiel der Nationalelf erklang, begründete der Sohn serbischer und bosnischer Eltern einmal mit „Ich habe da absolut keinen Bezug zu“.

Ob es die eine Million Euro von Volvo waren? Jetzt bekommt er nach eigenem Bekunden „jedes Mal kalte Schauer über den Rücken“, wenn er den Film sieht. Den scheinen auch viele Rezensenten zu spüren. „Nie mehr“ werde die Hymne so klingen wie nach der Interpretation durch diesen Mann mit Migrationshintergrund, heißt es in einem Kommentar. Zlatan und Volvo hätten in zwei Minuten mehr für die Integration getan als die Politik in Jahrzehnten, lobt ein anderer. Aber auch: Es sei beängstigend, wenn Antirassisten solch nationales Gebräu gut finden könnten. Das Gegenargument: Hier komme ein „neuer Nationalismus“ zum Ausdruck, der den Rassisten und Ausländerfeinden das Wasser abgrabe. Der mittlerweile chinesische Konzern könnte aber ein Problem haben: Denken die ZuschauerInnen nach dem Spot wirklich daran, einen Volvo zu kaufen, oder stehen sie einfach nur auf Schweden und Zlatan? RWO