Die Liebe des Freiers

ROCKER Der Prozess gegen den letzten Chef der Bremer Hells Angels wird fortgesetzt

Es ist der letzte Präsident der mittlerweile aufgelösten Bremer Hells Angels, dem da, zusammen mit seiner Frau, vor dem Landgericht der Prozess gemacht wird. Sie müssen sich wegen gemeinschaftlichen Betrugs verantworten, Marcel S. zudem wegen Nötigung und räuberischer Erpressung. Und doch spielen die Hells Angels in diesem Prozess eher eine Nebenrolle.

Der Prozess findet unter größerem Polizeischutz statt, unter den Zuschauern aber ist kein einziger Rocker. Und selbst das Gericht sagt: Die Straftaten, die dem Ehepaar S. vorgeworfen werden, stünden in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit den Hells Angels. Anträge, den Erpressten unter Ausschluss der Öffentlichkeit oder nur per Video zu vernehmen, wurden deshalb abgelehnt. Es gebe keine konkreten Hinweise, dass Herrn T. Gefahr von Seiten der Rocker drohe.

T. war zwischen 2009 und 2011 regelmäßiger Freier bei Frau S., die damals als Prostituierte arbeitete, noch nicht verheiratet war. Der 43-Jährige Vertreter verliebte sich in die schlanke Blondine, träumte naiv von einem gemeinsamen Leben mit der 24-Jährigen, machte teure Geschenke, wollte sie aus dem Gewerbe herauskaufen. Was er von ihr bekam? Einen Kuss, der sonst nicht zum Service gehört, sagt T.

Irgendwann beendete sie die Beziehung und er ließ das teure Handy sperren, dass er ihr zuvor geschenkt hatte. Marcel S. soll daraufhin 2.000 Euro Verdienstausfall verlangt und diese Forderung mit dem Hinweis auf seine Stellung bei den Hells Angels untermauert haben. T. hatte „Angst“ vor Marcel S., sagt er vor Gericht, und doch war er auch „fasziniert“. Er zahlte 400 Euro, ehe es zur Anzeige kam. Ein anderes Mal soll Frau S. Geld gefordert und gedroht haben: Marcel S. „klatscht dich sonst an die Wand“. Er zahlte. Aber am Ende werden all die Vorwürfe schwer zu beweisen sein.  MNZ