Offenes Ohr beim Dialog

Y-TRASSE Statt einer Hochgeschwindigkeits-Strecke für ICEs will die Deutsche Bahn neue Güterzug-Trassen durch die Lüneburger Heide bauen. Wo genau, ist noch nicht klar

Stuttgart – Fehmarn – Lüneburger Heide: Die Deutsche Bahn ist lernfähig. „Für gute Ideen haben wir immer ein offene Ohr“, versicherte Ulrich Bischoping, Regionalchef der Bahn für Niedersachsen und Bremen, am Freitag in Hannover. Und deshalb werde die seit 20 Jahren diskutierte und genauso lange umstrittene Y-Trasse von Hannover nach Bremen und Hamburg „so nicht gebaut“, so Bischoping. Stattdessen würden nun sechs alternative Routen untersucht, bewertet und mit den Betroffenen in der Lüneburger Heide diskutiert: „Wir wollen einen strukturierten Bürgerdialog nach dem Vorbild des Dialogforums zur Fehmarnbelt-Querung.“

Die Y-Trasse zwischen den drei größten Städten Norddeutschlands war ursprünglich als Hochgeschwindigkeitstrasse für bis zu 300 Stundenkilometer schnelle ICEs gedacht. Doch davon verabschiedet sich die Bahn nunmehr: „250 reichen auch“, sagt Bischoping, das mache die Sache billiger.

Und zudem sei in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Güterverkehr viel stärker gestiegen als der Personenverkehr. Deshalb habe jetzt die Anbindung der großen Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven Priorität. Die ICs und ICEs könnten als Nebeneffekt schneller fahren, wenn vor ihnen nicht weiter schwerfällige Güterzüge bummeln würden.

Bevorzugt wird nun eine Güterzug-Trasse von Europas größtem Rangierbahnhof in Maschen nach Süden und an Hannover vorbei. Dafür könnte die bestehende Strecke um ein bis zwei Gleise erweitert werden, alternativ wäre eine neue Paralleltrasse abseits der Städte und Gemeinden denkbar. Die Kosten liegen je nach Variante zwischen 1,4 und 2,7 Milliarden Euro. Hinzu käme für weitere 1,4 Milliarden Euro eine West-Ost-Trasse von Bremen über Uelzen nach Magdeburg, um möglichst viele Güterzüge durchs dünn besiedelte Sachsen-Anhalt zu leiten.

Die Bahn will jetzt in die Detailplanung gehen und die Diskussion mit Betroffenen, Politik und Verbänden suchen. In drei Jahren, so Bischopings Hoffnung, könnte die Entscheidung für eine Trasse fallen, schon 2030 würden die Züge durch die Lüneburger Heide rollen können. Ist doch gar nicht mehr so lange hin.  SVEN-MICHAEL VEIT