Fahrverbot im Süden

Die israelischen Streitkräfte haben von Montagnacht an ein zeitlich unbeschränktes Fahrverbot für die Gebiete südlich des Flusses Litani im Libanon verhängt. Versorgungsfahrten zu humanitären Zwecken würden zugelassen, teilte die Armee mit. Der Litani liegt etwa 20 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze. Ein Armeesprecher erklärte, so wolle Israel Nachschublieferungen für die radikalislamische Hisbollah verhindern. Den Menschen im Süden des Libanon wurde geraten, ihre Wohnungen nach 22 Uhr Ortszeit nicht mehr zu verlassen. Anderenfalls bestünde Gefahr für Leib und Leben. Die Bewohner seien durch Flugblätter und über Radio darauf hingewiesen worden.

Ein Reporter des britischen Rundfunksenders BBC, der sich in Tyrus aufhält, sagte, in der Stadt gäbe es kaum Verkehr, da die Straßen in die Umgebung zerstört seien. Er fügte hinzu, die Lage sei schwierig für diejenigen, die die Stadt verlassen wollten, oder für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die Güter in die Stadt bringen wollten. David Shearer, UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Beirut, forderte am Montag die israelische Armee auf, die Angriffe auf die zivile Infrastruktur und alle Aktivitäten einzustellen, die die Verteilung von Hilfslieferungen im ganzen Land behinderten. UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres kritisierte gegenüber der BBC, Israels Anstrengungen zum Schutz der Hilfskonvois seien ungenügend. Er forderte die Einrichtung humanitärer Schutzzonen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WTO) warnte, dass angesichts der Treibstoffknappheit sechzig Prozent der Krankenhäuser im Libanon bald nicht mehr funktionstüchtig seien. Da die gesamte Infrastruktur in den Kampfgebieten vor allem im Süden Libanons zerstört ist, sind Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen auf Öl angewiesen, um ihre Stromgeneratoren zu betreiben. Ohne Elektrizität sind Operationstische, lebensrettende Geräte wie Brutkästen für Neugeborene funktionsuntüchtig und die Kühlung von Medikamenten und Wirkstoffen wie Insulin nicht mehr möglich. Zudem wird der Strom für die Versorgung mit sicherem Wasser und zur Wahrung der Hygiene benötigt.

„Nach unseren Informationen werden die Hälfte der Krankenhäuser am Ende der Woche schließen müssen, falls sie in den nächsten Tagen keine weiteren Öllieferungen erhalten. In der kommenden Woche wird sich die Situation dann noch verschärfen“, warnte WHO-Vertreter Ala Alwan.

DPA, IPS, AFP, TAZ