Angst um die Energiewende

OFFSHORE-WINDKRAFT Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Albig fordert mehr Unterstützung für Ausbau auf dem Meer. Expertin kritisiert Pläne von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel

Im Streit um den Ausbau der Stromnetze hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) mehr Gemeinsamkeit von Bund und Ländern verlangt. „Die Energiewende muss mehr im Zusammenhang gedacht werden, angefangen vom Ort des Energiebedarfs über den Ort der Erzeugung bis hin zum Transport“, sagte Albig dem Tagesspiegel. „Die großen Industrien im Süden und Westen brauchen bis 2022 eine Antwort. Ohne Windstrom aus dem Norden wird das nichts. Sonst wird sich Industrie aus Deutschland verabschieden“, warnte Albig.

Investitionen in neue Windparks auf See lohnen sich nach Experten-Einschätzung möglicherweise nicht mehr, wenn die Subventionen wie von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgesehen zurückgefahren werden. „Das ist extrem kritisch“, sagt Marita Balks von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. „In unserem Modell rechnet sich das nicht.“ Die Professorin für Investition und Finanzierung hat in einer Studie die Risiken für die Offshore-Windenergie untersucht.

„Unter den gegebenen Kostenstrukturen führen die geplanten Kürzungen zu einem negativen Kapitalwert der Investitionen“, so Balks. Die Rendite sei dann so gering, dass die Investition unattraktiv wäre und unterbliebe. Damit würde der Offshore-Ausbau ausgebremst.

Ein typischer Windpark mit einer Leistung von 400 Megawatt kostet 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro. Um die Ausbauziele der Bundesregierung für die Windkraft auf See zu erreichen, müssten in den nächsten 15 Jahren zwei solche Parks pro Jahr gebaut werden – und zwar über die bereits bekannten 15 Projekte hinaus. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nähme jedoch tendenziell ab und unterbliebe womöglich ganz, warnt Balks, weil die Risiken für Offshore-Windparks mittlerweile stärker gewichtet würden.  (dpa/taz)