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: Die Frisuren sind auch schlimm

Die Fürsten der Dunkelheit (Prince of Darkness, USA 1987, Regie: John Carpenter)

Während im Innern der Kirche die Rückkehr Satans in die Welt ansteht, rotten sich draußen zombiehafte Gestalten zusammen, vom Unheil angezogen wie die Fliegen vom Dreck

Zehn Minuten lang spielt der Film auf der Schwelle: Sammelt die Figuren ein, es sind nicht wenige, gibt ihnen Dialoge über Quantenphysik und die Welt, bahnt eine Liebesgeschichte an und legt immer wieder ein Stück Vorspann dazwischen. Erst in der elften Minute bekommen wir schwarz auf weiß den Schriftzug „John Carpenter“ zu sehen. Schöne Kunst des Aufschubs. Dabei ist, von Anfang an eigentlich, der Teufel los.

Ein Priester stirbt, ein Schlüssel findet sich, der Weg führt einen anderen Priester (Donald Pleasance) in eine ehemalige Kirche. In deren Katakomben tun sich unheimliche Dinge in einem grünlichen Wasserzylinder. An der Decke trotzt ein brodelnder Grünwasserpool den Gesetzen der Schwerkraft. Der Priester sucht Hilfe bei Professor Birack (Victor Wong), einem zerknautschten Physiker, der tief in die Geheimnisse des Universums geblickt hat. Birack trommelt ein Team von Wissenschaftlern zusammen. Ein Fuhrpark von Computern und ratternden, blinkenden Geräten wird in die Kirche und die Katakomben geschleppt. Es kontrastiert dort absichtsvoll mit Kruzifixen sonder Zahl und großen Mengen brennender Kerzen. Dazu kommt ein Teilchenzoo ekliger Fauna: Maden und Ameisen und Würmer und Käfer, formlos Krabbelndes, Schleimendes, sich Windendes.

In seinen Klassikern „Halloween“ oder „The Fog“ entwickelte Carpenter seine Droh- und Horrorszenarien aus eher schlichten Konstellationen. In „Die Fürsten der Dunkelheit“ dagegen fährt er nicht nur allerhand Gerätschaften, sondern in den Dialogen und auf den Computermonitoren auch Radiologie, Bibelzitate, Pseudophilosophie, Tod und Teufel auf.

Zu Tode erschreckt und gestorben wird darum nicht minder effektiv. Während im Innern der Kirche die Rückkehr Satans in die Welt ansteht, rotten sich draußen zombiehafte Gestalten zusammen, vom Unheil angezogen wie die Fliegen vom Dreck. Einer von ihnen, der Abspann nennt ihn „Street Schizo“, gespielt von Alice Cooper, rammt einem jungen Mann ein halbes Fahrrad fatal durch den Leib.

Berührung mit dem Grünwasser macht Wissenschaftler zu mordenden und satanische Botschaften schreibenden Zombies. Einer schlitzt sich die Kehle auf, einer wird von schwarzen Krabbelkäfern getötet und selbst zum Krabbelkäferwesen verwandelt, eine Frau erlebt schauderhafte Hautveränderungen: Sie ist die Satansbraut.

Die Frisuren sind auch schlimm, aber das ist wohl weniger Satan als den achtziger Jahren geschuldet. In einem von allen geteilten Traum in Videobildern streift die Kamera über eine Art Grabstein mit der Aufschrift „Saint Godard’s“, dann tritt eine Dunkelgestalt durch die Tür. All das klingt zugegeben nach ziemlichem Unfug, das Grandiose ist jedoch, wie Carpenter hier die Grenze zum Lächerlichen weniger streift, als dass er gekonnt auf ihr surft.

Was dabei hilft: eine schöne Kurzangebundenheit des Tötens und Sterbens. Die Nüchternheit, mit der das Personal dezimiert wird. Oft reicht ein Ruck, ein Schwenk, ein Knacks. Die Ökonomie der Mittel beeindruckt.

Erst recht und vor allem gilt das für die Musik, die Carpenter wie üblich selbst komponiert hat: pulsierendes Synthesizergedengel der kompositorisch eher schlichten, aber äußerst wirksamen Art. „Die Fürsten der Dunkelheit“ ist einer der letzten guten Carpenters, danach ging es mit der Qualität der Filme zügig bergab. Man kann ihn jetzt auch in Deutschland ohne Schnitte genießen. EKKEHARD KNÖRER

■ Die DVD ist für rund 10 Euro im Handel erhältlich