„Abends offen? Bei uns ist das akzeptiert“

Die niederländische Grenzstadt Vaals hat gute Erfahrungen mit längeren Ladenöffnungszeiten gemacht

taz: Herr Lux, muss Vaals jetzt mit weniger deutschen Kunden rechnen, weil Nordrhein-Westfalen die Ladenöffnungszeiten liberalisiert?

Jan Lux: Das denke ich nicht. Unsere Kunden sind ziemlich treu. Von uns aus sind es nur drei Kilometer bis Aachen, da ist es normal, dass Leute pendeln. Unsere Geschäftsleute schalten auch Anzeigen in deutschen Zeitungen.

Welche Geschäfte haben bisher von den kürzeren Ladenschlusszeiten in Deutschland profitiert?

Vor allem Supermärkte und Lebensmittelläden. Gestern war unser Markttag, das zieht auch enorm. Es kommen viele junge Familien. Und Schnäppchenjäger.

Nutzen nur große Läden die längeren Öffnungszeiten, oder auch kleinere?

Selbstständige, die kein Personal beschäftigen können, machen meistens nur von neun bis sechs auf. Nur wer sich Personal leisten kann, macht auch abends auf. Am Wochenende ist der Unterschied noch größer: Wer seinen Laden allein betreibt, braucht den Tag für die Familie. Die großen Läden dagegen zahlen ihren Mitarbeitern einfach das Doppelte und können öffnen. Letztlich ist das eine reine Marktfrage.

Gab es in den Niederlanden keinen Protest von Gewerkschaften gegen die längeren Öffnungszeiten?

Nein. Bei uns ist das ziemlich akzeptiert. Es gibt ja auch viele Vorteile: Viele berufstätige Mütter sind zum Beispiel sehr froh darüber, dass sie abends einkaufen können. So lässt sich viel besser planen, wer sich um die Kinder kümmert. Auch für Heimwerker sind flexiblere Öffnungszeiten sinnvoll: Viele Baumärkte und Hobbygeschäfte machen samstags und montags schon um sieben Uhr morgens auf – wer sein Haus renovieren will, kann sich schon sehr früh Material holen und loslegen.

Hat sich die Liberalisierung auch volkswirtschaftlich gelohnt?

Für Vaals hat sich das sicher gelohnt. Das liegt aber auch daran, dass wir so nah an der Grenze liegen. Wenn man zum Beispiel zehn Kilometer weiter landeinwärts nach Gulpen fährt, sind die Auswirkungen viel geringer.

INTERVIEW: KLAUS JANSEN