Ausbeutung muss nicht sein

KONSUM Wer faire Ware kauft, hilft den Bauern. Zertifizierungsfirmen sorgen für die Einhaltung der Regeln. Beim Tee gibt es seit fast 30 Jahren ein Angebot, das den Zwischenhandel ausschaltet

■ Fairtrade: Das Label wird von Organisationen vergeben, die selbst keinen Handel treiben, sondern ausschließlich Produkte zertifizieren.

■ 200 Tonnen Tee werden pro Jahr nach diesen Kriterien in Deutschland eingeführt.

■ Marktanteil: zwei Prozent, davon 80 Prozent in Bio-Qualität, aus vielen verschiedenen Ländern. 2013 kamen 34 neue Tees in den Handel.

■ Die Teekampagne bietet nur Darjeeling in Bio-Qualität an, First und Second Flush.

■ Vermarktung: Der Tee wird direkt an die Endverbraucher verkauft.  ADZ

Tee ist neben Wasser das meistgetrunkene Getränk der Welt. Zwar ist Deutschland kein starker Absatzmarkt, doch achten die Konsumenten hierzulande beim Kauf verstärkt auf faire Arbeitsbedingungen beim Anbau in den Ländern der südlichen Hemisphäre und auf Bio-Qualität. Beim Einkauf ist es nicht immer leicht, die verschiedenen Labels zu verstehen.

„Wir selbst handeln mit keinem einzigen Gramm Tee“, erläutert Claudia Brück, die stellvertretende Geschäftsführerin von Trans-Fair Deutschland. Der Verein vergibt das – weltweit geltende – Fairtrade-Siegel für faire Arbeitsbedingungen und bringt Produzenten, Importeure und Händler zusammen. Im Vordergrund steht ein entwicklungspolitischer Ansatz: Garantierte Abnahmemengen, Mindestpreise und Vorfinanzierungen sollen es den Erzeugern ermöglichen, stabil und auskömmlich zu wirtschaften.

80 Prozent aller so zertifizierten Produkte haben Bio-Qualität, auch beim Tee – ganz gleich, ob es sich um grünen, schwarzen oder Kräutertee handelt. Umweltstandards wie der Wasserschutz, ein Pestizidverbot und die Verpflichtung zur Wiederaufforstung gelten für alle diese Tees. Rund 120 Inspekteure der Bonner Flo Cert kontrollieren die Einhaltung der Standards weltweit – angekündigt und unangekündigt. Für eine zweite Kontrollmöglichkeit sorgen Berater, die vor Ort reisen.

Sowohl Kleinbauern als auch Plantagen können mit dem Fairtrade-Siegel zertifiziert werden. Erhalten Kleinbauern vor allem höhere Preise für die Rohware, geht es bei den Plantagen um die Rechte und den Schutz der lohnabhängig Beschäftigten. „Wir wollen ja nicht den Plantagenbesitzer unterstützen“, erläutert Brück.

Betriebe, die das Label haben wollen, müssen ihre Angestellten anständig entlohnen und ihnen das Recht zugestehen, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Sie müssen die Gesundheits- und Sicherheitsstandards einhalten und angemessene Unterkünfte sowie andere soziale Einrichtungen bereitstellen. Die Kriterien beruhen auf den Grundrechten von Arbeitern und Arbeiterinnen, die durch die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) festgelegt worden sind. Diese umfassen auch die Diskriminierungsfreiheit und den Ausschluss von Kinderarbeit.

Ein besonderes Augenmerk richtet Trans-Fair auf Bildung und Weiterbildung auf den Plantagen. Das Geld zur Finanzierung stammt aus Prämien. „2012 wurden 130.000 Euro Prämien erwirtschaftet“, berichtet Claudia Brück. Vor Ort entscheiden Arbeiter-Komitees über die Vergabe. Die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt (Gepa), das weltweit größte Handelshaus für Fairtrade-Tee, zahlt als Prämie 50 Cent pro Kilo.

Bei der 1985 von dem Wirtschaftsprofessor Günter Faltin gegründeten Teekampagne (Projektwerkstatt, Gesellschaft für kreative Ökonomie) geht es in erster Linie um ein besonderes Handelssystem. Der Zwischenhandel ist ausgeschaltet, damit der Konsument ein Spitzenprodukt günstig kaufen kann. Der Tee hat zertifizierte Bio-Qualität.

Die Teekampagne kooperiert vor Ort mit dem WWF (World Wide Fund For Nature) bei Wiederaufforstungsprojekten. Sie handelt ausschließlich mit Darjeeling und ist nach Angaben der Tea Board of India der weltweit größte Darjeeling-Importeur. „Wir planen ein Jahr im Voraus und garantieren die Abnahme“, erläutert Faltin.

Die Kunden in Deutschland erhalten als Direktabnehmer einmal pro Jahr ihren Tee in Großpackungen. Das gesamte Geschäftsmodell inklusive Preiskalkulation ist für die Kunden transparent. Durch die hohe Qualität erzielen die Produzenten bessere Preise.  ANGELA DIETZ