Gedenktafel für einen Bremer Partisanen

GEDENKEN Im Bürgerhaus Vegesack ist eine Gedenktafel zu Ehren des Deserteurs Rudolf Jacobs enthüllt worden. Der Marineoffizier hatte sich 1944 italienischen Partisanen angeschlossen

Von nazideutschen Truppen zu desertieren, sei ein „Zeichen der Menschlichkeit in dunklen Zeiten“

An den Bremer Deserteur und Partisanen Rudolf Jacobs erinnert eine neue Gedenktafel im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus Vegesack, direkt neben dem „Unbekannten Deserteur“. Von nazideutschen Truppen zu desertieren, sei ein „Zeichen der Menschlichkeit in dunklen Zeiten“ und fordere höchsten Respekt ein, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) anlässlich der Enthüllung am Freitag. Dass Deutschland so lange gebrauchte habe, der Deserteure als Helden zu gedenken, sei „beschämend.“

Der gebürtige Bremer Jacobs war während des zweiten Weltkriegs Kapitänleutnant der deutschen Kriegsmarine. Im italienischen La Spezia war der Architektensohn und Bauingenieur mit dem Festungsbau beauftragt und stand darum in verhältnismäßig engem Kontakt zur Zivilbevölkerung. Gerd Meyer von der Internationalen Friedensschule berichtete, wie der deutsche Offizier Akquirierungen verhindert und Kontakte zum Widerstand aufgebaut habe.

Angesichts der Kriegsverbrechen, die seine Landsleute an der italienischen Zivilbevölkerung verübten, desertierte Jacobs schließlich gemeinsam mit seinem Adjutanten und schloss sich im September 1944 der Garibaldi-Partisaneneinheit ‚Ugi Mucchini‘ an. Bei einem Angriff auf eine Kaserne der italienischen Faschisten kam er am 3. November 1944 ums Leben.

Dass Deserteure heute auch in Deutschland als Widerständler geehrt werden und eine Gedenktafel wie jene für Jacobs mit öffentlichen Geldern finanziert wird, ist keine Selbstverständlichkeit: Böhrnsen erinnerte daran, dass die pauschale Aufhebung von NS-Urteilen gegen Deserteure erst im Jahr 2002 erfolgte. Umso mehr freue es ihn, sagte er am Freitag, „heute diesem Sohn Bremens zu gedenken“. In Italien ist Rudolf Jacobs längst ein Kriegsheld. Auf Spurensuche trafen Meyer und Jacobs‘ Nachkommen dort immer wieder auf Menschen, die ihnen für seine Unterstützung während der Besetzung danken wollten. Öffentlich erinnern ein Denkmal, ein Buch und seit 2012 auch ein Spielfilm an den Partisanen. Meyer regte dessen Übersetzung an und möchte die Aufarbeitung nicht mit der Enthüllung der Tafel abschließen.Jan-Paul Koopmann