Ärger mit den Aktionären

Kleinaktionäre wollen gegen Wollkämmerei klagen. Sie vermuten Misswirtschaft zugunsten des Großaktionärs

Der Rückzug der Bremer Wollkämmerei (BWK) von der Börse, auf der Hauptversamlung am Mittwoch mit 99,16 Prozent der vertretenen Stimmen beschlossen, wird möglicherweise durch ein gerichtliches Intermezzo gestört. Die kündigte einer der bei der Abstimmung unterlegenen Kleinaktionäre an. Grund ist der Streit um eine betrieblich Sonderprüfung, die die Kleinaktionäre durchsetzen wollten. Ihr Verdacht: Die australische Elders Ltd., Hauptaktionär der BWK und mit dieser zugleich in mannigfaltigen Geschäftsbeziehungen verstrickt, habe jahrelang auf Kosten der Kleinaktionäre der BWK in Australien Profit gemacht. Nun, da die BWK langsam aus den roten Zahlen steige, wolle er sich der verbliebenen Kleinaktionäre billig entledigen.

Elders war im Jahr 2000 bei der BWK eingestiegen und hielt bis 2004 nicht mehr als 40 Prozent der Anteile. Dann schoss sie einen zweistelligen Millionenbetrag zu, der die BWK vor dem Konkurs rettete und baute ihren Aktien-Anteil auf über 95 Prozent aus – genug, um die verbliebenen Kleinaktionäre gegen deren 204.000 Nein-Stimmen zur Übergabe ihrer Aktien zu zwingen. Elders hat 2,55 Euro pro Aktie geboten – sechsmal weniger, als diese vor vielen Jahren wert war.

Elders habe sicher nicht ohne Kalkül jahrelang seine Millionen in der BWK verbraten, argumentieren die Kleinaktionäre. Daher müsse ein unabhängiger Experte prüfen, ob der Hauptaktionär Elders, der stets im Aufsichtsrat vertreten war, nicht an anderer Stelle – und zum Schaden der BWK – Gewinn aus dieser gezogen habe. Die BWK-Geschäftsführung bezeichnete die Vorwürfe als absurd. Einer Klage, die binnen eines Monats eingereicht werden muss, sehe man gelassen entgegen.

Erstmals seit langem verzeichnete die BWK im ersten Halbjahr 2006 mit einem Gewinn von 200.000 Euro wieder schwarze Zahlen. Verantwortlich dafür sind mit einem Beitrag von 600.000 Euro an erster Stelle die von einer BWK-Tochter in Blumenthal betriebene Sondermüllverbrennungsanlage und das Heizkraftwerk, in dem Plastikmüll verfeuert wird. sim