„Spülmaschinen auf der IFA finde ich gut“

FUNKAUSSTELLUNG Auf der Schau werden wichtige medienpolitische Fragen debattiert, sagt Günter Herkel, der seit 1975 die IFA besucht. Technische Neuheiten interessieren ihn, wenn sie den Praxistest bestanden haben

■ 59, arbeitet als Medienjournalist. Er besucht die Funkausstellung seit 1975 regelmäßig.

taz: Herr Herkel, die Internationale Funkausstellung IFA findet ab heute zum 50. Mal statt. Wie oft waren Sie dort?

Günter Herkel: Ich bin 1975 nach Berlin gekommen. Bis 2005 fand die IFA alle zwei Jahre statt. In den 35 Jahren, die ich in Berlin bin, habe ich bestimmt 18, 19 Ausstellungen erlebt.

Sie sind demnach ein ausgewiesener IFA-Kenner.

Sagen wir es mal so: Ich habe ein Interesse für ganz bestimmte Dinge. Ich arbeite als Medienjournalist und versuche vor allem, die medienpolitischen Ereignisse wahrzunehmen. Die IFA wird ja auch von den großen Pressuregroups – den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern – dazu genutzt, wichtige medienpolitische Debatten zu führen.

Zum Beispiel?

Die Gebührendebatte oder die Debatte um Digitalisierung. Natürlich versuche ich mir auch einen Überblick über technische Neuheiten zu verschaffen. Aber ich muss sagen, dass ich eher zu den „very late adoptern“ zähle.

Was verstehen Sie darunter?

Das sind Leute, die sich nicht sofort jede technische Neuheit zulegen, sondern erst mal abwarten, bis es billiger wird oder sich der Nutzen erwiesen hat.

Sind Sie Experte genug, um zu wissen, was mit Blue Ray oder IPTV gemeint ist?

Definieren könnte ich es schon. Aber ich habe Zweifel, dass ich die Funktionsweisen im Detail erläutern könnte. Ich kümmere mich eher darum, wie man so etwas gesellschaftlich bewerten soll.

Die erste Funkausstellung gab’s 1924 …

… da war ich nicht dabei. Ich bin Jahrgang 1951.

Da haben Sie einiges verpasst: 1931 wurde das erste elektronische Fernsehen präsentiert, 1935 das erste Tonband. Kleine Testfrage: Wann wurde das Farbfernsehen eingeführt?

Das müsste Mitte der 60er Jahre gewesen sein. Ich weiß noch, dass Willy Brandt den berühmten roten Knopf gedrückt hat.

Inzwischen sind auf der IFA auch Waschmaschinen und Kühlschränke zu sehen.

Es gibt Kritiker, die sagen, dadurch wird die IFA beliebig. Ich begrüße das. Meine Spülmaschine ist vor drei Monaten kaputtgegangen ist. Sie war ziemlich alt. Das ist eine gute Gelegenheit, sich über stromsparende Ersatzgeräte zu informieren.

Erstmals gibt es auf der IFA eine i-Zone. Damit ist alles gemeint, was mit iPhones und iPads zu tun hat. Ein Medienjournalist besitzt das vermutlich alles?

Keineswegs. Aus prinzipiellen Gründen habe ich bis heute nicht einmal ein Handy. Ich möchte nicht permanent angesimst oder angerufen werden. Mich nervt die akustische Umweltverschmutzung. Offenbar liege ich damit voll im Trend, wenn man sich die vielen Reportagen derzeit anguckt: „Ich bin dann mal off-line.“

Kommt dann nicht die verstörte Frage, wie man Sie erreichen kann?

Die Frage kommt. Ich verweise dann auf meine Bürozeiten und meinen Anrufbeantworter.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE