Einer dieser 50 Tage

Nach dem Auftaktsieg gegen Japan gewinnen Deutschlands Basketballer auch ihr zweites Spiel bei der WM. Dirk Nowitzkis zahlreiche Fehlwürfe können einem funktionierenden Team nichts anhaben

AUS HIROSHIMA MARTIN FÜNKELE

Es hat ein wenig gedauert, bis in Hiroshima alles seine Ordnung hatte. Bei den Veranstaltern der Basketball-WM wie bei den Spielern der deutsche Mannschaft gleichermaßen. War Aufbauspieler Mithat Demirel beim mühsamen 80:71-Auftaktsieg gegen Japan vom Hallensprecher noch als „Mithato“ vorgestellt worden, waren beim 80:56-Erfolg über Neuseeland nicht nur die Kommunikationsschwierigkeit ausgeräumt. „Ich glaube wir liegen voll im Soll“, sagt Bundestrainer Dirk Bauermann, „wir machen das ja auch nicht zum ersten Mal.“ Außerdem bestehe die Mannschaft „nicht aus lauter Neulingen – alle kennen die Mechanismen eines Turniers.“

Insbesondere der Sieg über Neuseeland gewährte neue Einblicke in die deutsche Teamfähigkeit. Dirk Nowitzki hatte mit nur 11 Punkten einen von „diesen 50 Tagen“. Allzu häufig unterlaufe dem fünfmaligen NBA-Allstar keine 23-Prozent-Vorstellung. Da ist sich Trainer Bauermann sicher. Drei Treffer von dreizehn Versuchen „ist kein nowitzkihaftes Auftreten“. Doch der Ausfall des Überbasketballers brachte auch etwas Positives mit sich.

Als die deutsche Mannschaft letztes Jahr in Belgrad EM- Silber gewann, beschrieb ein serbischer Busfahrer das Phänomen noch so: „Nowitzki: gutes Team!“

Gegen Neuseeland nun waren die Unterschätzten die Stars. Verständlich, dass Bauermann die Gelegenheit nutzte, die vergessenen Elf ins Rampenlicht zu stellen. „Jeder Spieler verdient es, in dieser Mannschaft zu stehen. Allein weil er gut ist. Die Spieler haben bewiesen, dass die deutsche Mannschaft mehr ist als nur Dirk Nowitzki.“

Einzig Admola Okulaja scheint noch nicht so recht bei der WM angekommen zu sein. Im deutschen Mannschaftsquartier gab der 31-Jährige ein symptomatisches Bild ab: Während Okulaja mit einem Mini-DVD-Player bewaffnet auf die Abfahrt des Mannschaftsbusses wartete, flanierte ein in traditionelle Kimonos gekleidetes japanisches Hochzeitspaar an ihm vorbei. Sein Blick implizierte ein ähnlich hohes Maß an Verwirrung wie seine bisherige Leistung. Elf Punkte gegen Japan, drei gegen Neuseeland – keine statistischen Werte, die seine Selbsteinschätzung rechtfertigen: „Meine Rolle ist immer noch dieselbe: Ich bin der emotionale Anführer“, sagt er. Dabei hatte sich Bauermann von Okulajas Rückkehr ins Nationalteam viel versprochen. Der selbst ernannte „Warrior“ hatte wegen einer Knieverletzung im letzten Sommer gefehlt.

Doch Okulaja ist mit seinen Startschwierigkeiten nicht allein: Auch die japanischen Fans in der „Grünen Arena“ brauchten ein paar Tage, um in Schwung zu kommen. Wohlweislich hatten die Veranstalter vor dem Eröffnungsspiel einen Supporter-Crash-Kurs organisiert. „Go, fight, win“ sollten die Fans brüllen. Der Hallensprecher blieb unerbittlich. Mit Erfolg: Denn schon einen Tag später zeigten sich die Zuschauer textsicher.

Bauermann plant für den restlichen Verlauf der WM mit einer ähnlichen Strategie: „Wir wollen uns Schritt für Schritt verbessern.“ Denn um erfolgreich zu sein, müsse man als Team „eine große Hartnäckigkeit haben“. Hilfreich sollte dabei der weitere Spielplan sein: Nach dem schweren Spiel heute gegen Spanien und dem spielfreien Tag am Mittwoch stehen erst Panama und dann Angola auf dem Programm. Steigert das Team weiter seine Leistung, wird es auch in der Finalrunde (ab Samstag) keine unüberwindlichen Hindernisse geben.

Für Sven Schultze indes wird sich für den Rest des Turniers nicht viel ändern. In einer Hinsicht zumindest: Er wird sich daran gewöhnen müssen, wie die Japaner seiner Namen aussprechen: „Schultzie“.