„Spex“ bleibt in Köln

Die Auflösungstendenzen beim Musikmagazin sind vorerst gestoppt: kein Umzug, dafür neue Ausgabe

Die gute Nachricht gleich vorweg: Es wird eine September-Ausgabe des Musikmagazins Spex geben. Und sie ist von Köln aus produziert worden. Das ist eine ganze Menge, in Anbetracht all der Gerüchte, die in den letzten Wochen herumschwirrten. Es gab Tage, da hieß es, die Spex habe gar keine Redaktion mehr. Weshalb man über die schlechte Nachricht wahrscheinlich auch erst einmal hinwegsehen kann: Der Waffenstillstand zwischen der Redaktion und dem Münchner Verlag Piranha Media, der das Magazin vor fünfeinhalb Jahren erwarb, dürfte fragil sein. Der Streit um den Redaktionsumzug ist einfach vertagt. Ob und wie und wann man nach Berlin zieht, bleibt erst einmal offen. Bis zum Ende dieses Jahres bleibt die Spex da, wo sie schon immer war.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Umzug verschoben worden ist. Anfang des Jahres hatte es zum ersten Mal geheißen, die Spex werde in Köln ihre Zelte abbrechen und nach Berlin kommen – auf der einen Seite, weil ein Großteil der deutschen Musikindustrie mittlerweile in Berlin ist, aus Köln ist die Branchenmesse Popkomm und zuletzt der Musiksender Viva in die Hauptstadt gewechselt. Um Synergieeffekte zu mobilisieren auf der anderen Seite.

Piranha-Media-Chef Alexander Lacher hat sich in den vergangenen Jahren ein kleines Musikmagazin-Imperium zusammengekauft: Neben der Spex gehört auch das Reggae-Magazin Riddim und das Hiphop-Magazin Juice dazu, die sind jedoch in München ansässig. Mit dem House-Music-Magazin Groove hat Piranha bereits eine Redaktion in Berlin. Auch die Firma Joint Forces, die sich um die Internet-Auftritte der Piranha-Magazine kümmert, sollte mit Groove und Spex unter ein Dach ziehen. Bisher ist allerdings nur die Groove in die neuen Räumlichkeiten des Verlags eingezogen.

Es wird eine Mischung aus Kommunikationsproblemen, Vertrauensverlusten, ungeschicktem Verhalten auf allen Seiten gewesen sein plus die explosive Mischung aus Lieb- und Rechthaberei, Intrigen, Leidenschaft und Hass, die die Spex und ihre Art des Musikjournalismus seit jeher kennzeichnet, was nun dazu geführt hat, dass der Online-Branchendienst „Pop 100“ gestern meldete, die gesamte Spex-Redaktion habe sich entschlossen, nicht nach Berlin ziehen zu wollen. Inklusive Chefredakteur Uwe Viehmann, der bislang immer als Befürworter des Umzug galt, der nun aber mit den Worten zitiert wird: „Berlin braucht die Spex nicht und die Spex nicht Berlin.“ Viehmann wird der Wunsch nachgesagt, die Spex verlassen zu wollen. Bis zum Ende des Jahres halten er und die Redaktion aber wohl noch zusammen durch.

TOBIAS RAPP