PETER RELLING: AUDEICHER JUWELENRAUB
: Die große Stunde der Ausrufezeichen

Abgesehen von der unglaubwürdigen Handlung langweilt der Autor durch seitenlange Beschreibungen der Ortschaft

Der Privatdetektiv Jann Hannsen, für Freunde: NN, erlebt seinen ersten Fall in dem beschaulichen Nordsee-Örtchen Audeich. Zu Beginn stolpert er über einen Mann, der sieben Katzen im Hafen ersäuft. Zeitgleich wird der ortsansässige Juwelier überfallen, später dann die Bank ausgeraubt.

NN stellt den Dieb auf offener Straße und wird von ihm gezwungen, zwei Flaschen Genever auszutrinken. Der Dieb entkommt, der Detektiv wird von seiner Angebeteten, einer 1,90m großen Ärztin, gerettet. Kaum genesen, setzt NN alles daran, die Ereignisse aufzuklären und gerät dabei in einen tödlichen Schusswechsel.

Es ist eine Geschichte, wie sie das beinharte Leben an der Küste tagtäglich mehrfach schreibt. Abgesehen von der sehr unglaubwürdigen Handlung des Kriminalromans langweilt der Autor durch seine seitenlangen Beschreibungen der Ortschaft und ihrer Bewohner. Allein fünf Seiten werden dem Phänomen der Tide gewidmet, weitere sieben entfallen auf die Geschichte der Dorfschänke und die NS-Vergangenheit der Besitzer derselben.

Überhaupt lässt der Autor kein gesellschaftliches Problemthema aus: In Audeich gibt es nicht nur Raub und Mord, sondern auch Prostitution, Fremdenhass, sinnlose Hafen- und Straßenbaupolitik, um sich greifende Fettsucht, Familienzwistigkeiten und sinkende Erträge im agrarökonomischen Bereich.

Die Dialoge sind umständlich, was durch die Verwendung vieler Ausrufezeichen auszugleichen versucht wird. Unzählige Male wird außerdem der Spitzname des Ermittlers erklärt. Ein Missverständnis und einiges Unvermögen des Vaters und des Standesbeamten führen dazu.

Interessant gestaltet sich allein das kolportierte Frauenbild. In diesem Erstlingswerk gibt es zwei Frauentypen: Die Einen sind klein, zierlich und zurückhaltend, die Anderen sind mindestens 1,80 groß, laut und so kräftig, dass sie es mit jedem Mann aufnehmen würden. Jedem Verbalaustausch zwischen einer dieser Frauen und einer der männlichen Figuren folgt eine Androhung von Prügel. Dementsprechend werden diese Frauen gleichermaßen verehrt und bewundert.

Als Leser fragt man sich, ob dieses Buch ernst gemeint sein soll. Vielleicht ist das Ganze aber nur eine Masche des Verlags. Der sucht nach neuen Autoren. Und will wahrscheinlich durch diese Erscheinung den potentiellen Schreiberlingen Mut machen: Was der Relling kann, kannst du schon lange.

Mit einem PR-Trick versucht der Verlag, seine Ware an den Mann zu bringen: Gemeinsam mit dem Krimi kann man auch eine Briefmarke erwerben, auf der der Buchumschlag abgebildet ist. Besser macht das nichts. DEBORAH LÖFFLER

Peter Relling: Audeicher Juwelenraub, Wagner Verlag, 326 Seiten, 16,80 Euro.