Kämpferin für den Fisch

Maria Damanaki hat sich viel vorgenommen. Die 57-jährige Griechin, die in der EU-Kommission seit Jahresbeginn für Fischereipolitik zuständig ist, will das jährliche Geschacher um Fangquoten beenden und das maritime Ökosystem retten. Eine Aufgabe, an der ihre beiden männlichen Vorgänger gescheitert sind.

Damanaki hat in ihrem Leben bewiesen, dass sie kämpfen kann. Als junge Chemiestudentin stellte sie sich der Militärjunta in ihrem Land entgegen, wurde verhaftet und im Gefängnis gefoltert. Doch acht Monate nach dem Studentenaufstand stürzte die Diktatur. Damanaki engagierte sich bei der Kommunistischen Partei und zog mit 25 Jahren ins Abgeordnetenhaus ein. In den 80er Jahren wechselte sie zur proeuropäischen Linksallianz „Synaspismos“, 2004 zur Sozialistischen Pasok unter Giorgos Papandreou. Der ist heute Premierminister und schickte sie als Griechenlands Vertreterin in die EU-Kommission.

In einem Jahr will Damanaki den Vorschlag für ihre große Fischereireform vorlegen. Derzeit werden die Fangquoten jedes Jahr zwischen den Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission ausgehandelt. Die Brüsseler Beamten stützen sich dabei auf Expertenrat, die Mitgliedsstaaten führen wirtschaftliche Erwägungen ins Feld. Am Ende der Verhandlungen steht jedes Mal ein Kompromiss, der verhindert, dass dezimierte Arten sich erholen können. Außerdem wird Schwarzfischerei zu wenig kontrolliert und kaum bestraft.

Die europäischen Fischgründe sind leergefischt. Damanaki will mit ihrer Reform der Wissenschaft und dem Ökosystem mehr Gewicht verschaffen. Fangquoten sollen nicht länger verschachert und dann von der EU-Kommission auf einzelne Regionen verteilt werden. Vielmehr will Brüssel ökologische Leitlinien nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erstellen, die dann von den Anrainern zum Beispiel im Atlantik oder an der Nordsee gemeinsam umgesetzt werden müssen. Noch sind die Pläne nicht konkret. Doch Deutschland, Frankreich und Polen haben bereits Widerstand angekündigt. Damanaki wird Kampfgeist brauchen, wenn sie es mit der Fischereilobby aufnehmen will. DANIELA WEINGÄRTNER