… DER BERLINER KARNEVAL?
: Der was?

Clowns, das ist jetzt fast schon eine Binsenweisheit, sind das genaue Gegenteil von lustig, nämlich ziemlich gruselig. Mit Berliner Karnevalsumzügen verhält es sich ganz ähnlich: Sie sind das Gegenteil von fröhlich, nämlich deprimierend. Oder schlicht und einfach inexistent, so wie in diesem Jahr und in den kommenden vermutlich auch.

Seit 2001 marschierten die Narren Jahr für Jahr über den Kurfürstendamm. Freilich versiegte die Euphorie der Berliner zusehends, wenn sie denn je vorhanden war. Immer überschaubarer wurde die Menschenmenge, die am Rand der Strecke verbissen um Kamelle kämpfte, immer halbseidener die Themenwagen, immer schikanöser die amtlichen Anordnungen: Schluss mit Konfetti, kein Dezibel zu viel!

Nachdem sogar der volkstümelnde RBB die Live-Berichterstattung eingestellt hatte, was wiederum den Sponsoren sehr missfiel, setzte das Festkomitee Berliner Karneval e.V. in dieser Saison der Quälerei ein Ende. „Leider muss dieser Zug ausfallen“, heißt es lapidar auf der ohnehin in gedeckten Farben gehaltenen Website des Vereins. Protest wurde nicht laut.

Immerhin: Für das Berliner Prinzenpaar Eddi I. (67, Foto) und Katharina I. (47) flackert noch ein buntes Lämpchen am Ende des Tunnels: Aus Aachen scheint es herüber, wo man die beiden eingeladen hat, beim Rosenmontagszug mitzufahren – und das auf einem eigenen Wagen!

Fragt sich nur, nein, nicht wann die Jecken-Parade in die Hauptstadt zurückkehrt, sondern wie überhaupt jemand auf die Idee kommen konnte, am Ufer der Spree könne eine Tradition Wurzeln schlagen, die den Alteingesessenen verdächtig lustig und dem Rest verdächtig unlustig erscheinen musste.

Berlin werde „selbst in hundert Jahren keine Karnevalsstadt, genauso wenig wie Köln ein Wintersportort“ – das Urteil des Kulturwissenschaftlers Wolfgang Kaschuba, der sich mit Volksfesten auskennt, fällt ziemlich vernichtend aus. „Und was ist mit Sotschi?“, könnten die Karnevalisten nun schelmisch fragen – aber Spaß verstehen sie in dieser Hinsicht wohl schon lange nicht mehr. CLP Foto: J. Harrell/dpa