Kurz vor Schluss

Nach dem Erfolg der deutschen Basketballer über Nigeria warten im Viertelfinale die US-Boys auf Nowitzki & Co.

SAITAMA taz ■ Die letzen 8,5 Sekunden wirkten wie eine Ewigkeit. Dirk Nowitzki hatte beim Stand von 78:77 für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft seinen elften Wurf am Ring vorbeigeschickt, als den Nigerianern noch ein Angriff bleib, um eine Sensation zu erwirken. Doch dass Ime Odoka, der als Profi schon bei den New York Knicks spielte, einen Rechtskorbleger ans Brett hämmerte, beschreibt Nowitzki so: „Wenn du im Sport Erfolg haben willst, brauchst du auch mal Glück.“

Beides stimmt: Der Einzug der Deutschen in die Runde der letzten Acht ist ein Erfolg – und glücklich war der Sieg allemal. „Nigeria war so stark, wie wir das erwartet haben“, sagt Dirk Nowitzki. „Die waren verdammt gut – hatten sehr schnelle Hände und einige mächtige Brocken unter dem Korb“, ergänzt Ademola Okulaja. Trainer Dirk Bauermann wollte wie nach dem dreifach verlängerten Sieg über Angola erst gar nicht zurückblicken. „Es interessiert mich nicht, warum das Spiel noch mal so eng wurde. Für den deutschen Basketball ist der Einzug ins Viertelfinale ein Riesenerfolg.“

Dabei hätte sich Bauermann Mitte des zweiten Viertels einiges Erfreuliches notieren können: Zweimal in Folge spielte Nowitzki Patrick Femerling sehenswert in Korbnähe frei, ehe er selbst zum 39:29 durch die Zone pflügte. In Verbindung mit fünf erfolgreichen Dreipunktwürfen konnte man im deutschen Angriff bis zu Pause sogar von Spielkultur sprechen. War das energische Auftreten der Deutschen in der nigerianischen Zone bemerkenswert (32 Punkte direkt in Korbnähe), so blieb die hohe Fehlerquote (16 Ballverluste) ein Muster, das sich schon durch die gesamte Weltmeisterschaft zieht. So vertändelte erst Mithat Demirel 50 Sekunden vor dem Abpfiff den Ball, bevor Nowitzki die mögliche Vorentscheidung vergab.

Die Einschätzung des nächsten Gegners dürfte einfacher sein als der Einzug ins Viertelfinale. „Wenn wir 100-mal gegen die USA spielen, gewinnen wir vielleicht zwei Spiele“, sagt Dirk Bauermann. „Trotzdem weigere ich mich, anzunehmen, dass wir keine Siegchance haben.“ Wie dominant die bisher ohne Niederlage durch die WM getrabten US-Boys sind, konnten der DBB-Tross direkt im Anschluss an die Partie gegen Nigeria beobachten. Mit 113:73 wurde Australien überrollt. Brian Goorjian, der australische Trainer, war auf der Pressekonferenz nicht zu beneiden. Einen Vergleich zwischen der amerikanischen WM- und der Olympiamannschaft sollte er ziehen. In Athen hatten die Australier lange mitgehalten und nur mit 78:89 verloren. „Sie jagen dich 40 Minuten lang“, so Goorjian. „Wenn das so weitergeht, weiß ich nicht, wer die Amerikaner stoppen soll.“

Für die deutsche Mannschaft bietet sich dazu am Mittwoch (12.30 Uhr MEZ live auf DSF) eine Chance. Doch sollten einige Spieler noch Zweifel an der amerikanischen Klasse haben, genügt ein Blick unter das Dach der Superarena in Saitama: Dort laufen auf einem Riesenbildschirm die bisherigen Highlights der Weltmeisterschaften. In den meisten Szenen ist ein US-Spieler beteiligt. MARTIN FÜNKELE