Kambodschas Bauern entdecken den Bioreis

Im Land der Reisbauern werden Pestizide und chemische Dünger aus Kostengründen nicht eingesetzt. Deutsche Entwicklungsprojekte helfen, den Reis als Bioprodukt zu etablieren. Damit steigen die Erlöse der Bauern

PHNOM PENH taz ■ Kambodscha ist ein Land von Reisbauern. Die meisten sind arm, chemische Dünger und Pestizide können sie sich nicht leisten. Vor allem in Zentralkambodscha ist daher fast der gesamte Reisanbau „bio“. Deutsche Entwicklungshelfer sahen darin eine Chance: Neben begleitender Beratung für die Einhaltung des Biostandards fehlte nur noch das Zertifikat, um einen neuen Markt zu erschließen. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) starteten 2003 gemeinsam ein Pilotprojekt. Nach der vorgeschriebenen dreijährigen Umstellungsphase der Betriebe soll in wenigen Wochen der erste kambodschanische Bioreis mit EU-Biosiegel nach Deutschland und Holland verschifft werden.

Laut Jörn Rieken, deutscher Berater im kambodschanischen Handelministerium, konnten zwei Abnehmer für die rund 180 Tonnen Reis der Sorte Phka Romduol, einer Weiterentwicklung des traditionellen Jasminreises, gefunden werden: die deutsche Rickmers Reismühle aus Bremen, die die Verarbeitung für einen Kindernahrungsmittelproduzenten plane, sowie der holländische Großhändler Do-it, der auch deutsche Bioläden beliefere. „Im November könnte der kambodschanische Reis dort im Regal stehen“, schätzt der Agrarökonom.

1.500 Bauern aus vier Provinzen produzieren mittlerweile Reis streng nach EU-Ökoverordnung 2092/91. Sie haben sich in Kooperativen zusammengeschlossen, ein internes Kontrollsystem geschaffen und die Cambodian Organic Farmer Association gegründet. Hilfe in Management und strategischer Planung, aber auch in der Gründüngung kam von den deutschen Experten. „Die Bauern haben die Bioreis-Idee gut angenommen“, sagt Simone Schiller, die für den DED an dem Projekt beteiligt war.

Für die Bauern ergibt sich durch die Umstellung eine Einkommensverbesserung: Für den Bioreis bekommen sie 20 Prozent mehr als für herkömmlichen Reis. Zudem ist das Projekt ein Pilotvorhaben der Exportdiversifizierung. Kambodscha ist in hohem Maße von der Textilindustrie abhängig, die mehr als 90 Prozent der offiziellen Ausfuhren bildet. Auf der Suche nach neuen Feldern hat die Regierung die Biolandwirtschaft entdeckt – ihr erklärtes Ziel ist nun, Kambodscha zum „Grünen Garten Asiens“ zu entwickeln.

In den Supermärkten Phnom Penhs finden sich seit einiger Zeit biologische, in Kambodscha produzierte Lebensmittel, etwa Cashewnüsse oder Gemüse. Die mit Unterstützung der GTZ gegründete Cambodian Organic Agriculture Association erstellt gerade Richtlinien für Anbau und Verarbeitung von Bioprodukten. Die Bioreisproduktion soll in den kommenden Jahren ausgeweitet werden. Die geplante Liberalisierung des europäischen Reismarkts werde Kambodscha dabei sehr zugute kommen, sagt Jörn Rieken. Der Einfuhrzoll für weißen gemahlenen Reis sei bereits in diesem Jahr für am wenigsten entwickelte Länder (LDC), zu denen Kambodscha zählt, von 144 Euro auf 80 Euro pro Tonne gesenkt worden. Bis 2009 sollen die Einfuhrbeschränkungen ganz aufgehoben sein. KATJA DOMBROWSKI