Iran will US-Bürgerin freilassen

WANDERER Nach über einem Jahr soll Sarah Shourd gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen werden. Ihre beiden Freunde bleiben in Haft. Spionagevorwurf zurückgewiesen

Der Fall weist auf Spannungen in der iranischen Führung hin

TEHERAN afp/rtr | Das Tauziehen um die seit mehr als einem Jahr im Iran inhaftierte US-Bürgerin Sarah Shourd ist offenbar beendet. Der Teheraner Staatsanwalt Abbas Dschafari Dolatabadi kündigte am Sonntag an, Shourd werde nach Zahlung einer Kaution von einer halben Million Dollar (395.000 Euro) aus gesundheitlichen Gründen freigelassen. „Es wird ihr nicht untersagt sein, den Iran zu verlassen.“ Ihre beiden Landsmänner Shane Bauer und Josh Fattal blieben jedoch in Haft.

Die inzwischen 32-Jährige war gemeinsam mit ihren vier Jahre jüngeren Freunden am 31. Juli 2009 von iranischen Truppen im Grenzgebiet zum Irak aufgegriffen worden. Sie erklärten, während einer Wanderung versehentlich die Grenze überquert zu haben. Die iranischen Behörden werfen ihnen dagegen illegalen Grenzübertritt und Spionage vor. Dolatabadi sagte nun laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna, der Fall sei so gut wie abgeschlossen: Ein Richter habe alle drei US-Bürger der Spionage angeklagt, Shourd dürfe aber „aus gesundheitlichen Gründen“ gehen.

Der Anwalt der drei Inhaftierten, Massud Schafii, bestätigte die Entscheidung des Gerichts. Wann und wer die Kaution für die junge Amerikanerin hinterlegt, ließ Schafii offen. Nach seinen Angaben verlängerte das Gericht die Haft von Shourds Mitgefangenen um weitere zwei Monate. Dagegen habe er Beschwerde eingelegt. Wann der Prozess beginne, war laut dem Anwalt noch unklar. Alle drei Inhaftierten hätten den Spionagevorwurf erneut zurückgewiesen.

Der Fall weist auf Spannungen innerhalb der iranischen Führung hin. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums hatte am Freitag zunächst angekündigt, Shourd werde anlässlich des Endes der Fastenzeit „aus islamischer Barmherzigkeit“ am Samstag freikommen. Wenige Stunden später aber sagte Dolatabadi die Freilassung mit der Begründung ab, das juristische Prozedere sei noch nicht abgeschlossen. Offen kritisierte der Staatsanwalt nun die Regierung: „Regierungsvertreter sollten keine Informationen zu juristischen Fällen veröffentlichen“, dies sei Sache der Justiz, sagte er laut Irna.

Schon vorher hatte es zu dem Fall wiederholt widersprüchliche Signale aus Teheran gegeben: Unter anderem hatte Außenminister Manuschehr Mottaki Ende 2009 davon gesprochen, die drei US-Bürger würden nur des illegalen Grenzübertritts beschuldigt, dem aber widersprach vor allem Geheimdienstminister Heijdar Moslehi. Im vergangenen Mai dann durften die Mütter die drei Inhaftierten besuchen, entgegen ersten Berichten musste Shourd jedoch weiter in Haft bleiben. Shourds Mutter Nora berichtete, ihre Tochter leide unter Depressionen, zudem sei bei ihr Krebs im Vorstadium diagnostiziert worden.

Der Fall hat die wegen des Atomstreits gespannten Beziehungen zwischen Washington und Teheran weiter belastet. Das Weiße Haus wies wiederholt darauf hin, dass Shourd, Bauer und Fattal nicht für die US-Regierung arbeiteten. US-Präsident Barack Obama und Menschenrechtsorganisationen forderten immer wieder ihre Freilassung.