„World Trade Center“ floppt

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG Das pompöse staatliche Welthandelszentrum im Zentrum Bremens soll dicht gemacht werden. Wie teuer es seit 1991 war, sagt der Wirtschaftssenator nicht

Rechnerisch sponsort Bremen jeden WTC-Arbeitsplatz mit 5.000 Euro jährlich – faktisch mit noch mehr

Von KLAUS WOLSCHNER

Es war die große Hoffnung der bremischen Außenwirtschaftspolitik im Jahre 1991, jetzt will der Wirtschaftssenator so schnell wie möglich raus aus dem protzigen Gebäude „World Trade Center“ (WTC) an der Birkenstraße. „Asian Pacific Trade Center“ hieß der Bau am Anfang, die gesamte Parterre-Etage ist als herrschaftlicher Empfang gestaltet. Außenwirtschaftssenator Uwe Beckmeyer (SPD) wollte Anfang der 90er Jahre asiatische Firmen mit billigen Mieten nach Bremen locken.

Mit dem Hausbesitzer war dagegen ein lukrativer 15-Jahres-Vertrag gemacht worden. Nach 15 Jahren war eigentlich jedem klar, dass die Idee des WTC ein Flop war. Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek (CDU) wollte 2005 dennoch mit sechs Millionen Euro Subventionen das WTC auf verringerter Fläche für zehn weitere Jahre absichern. Nun will die rot-grüne Koalition das Sonderkündigungsrecht zum 31. 5. 2011 nutzen und nichts wie raus aus dem Vertrag.

„Grundsätzlich sinnvoll“ sei eine Einrichtung wie das WTC, heißt es in dem Bericht an die Wirtschaftsdeputation. Seit 1991 seien insgesamt 200 ausländische Firmen im WTC angesiedelt worden. 18 davon residierten heute noch dort – der Rest ist irgendwie aus dem Blickfeld geraten. Rund 20 hätten nach ihrem Auszug anderswo in Bremen eine Adresse gehabt. ob sie heute noch vorhanden sind, ob sie Steuern zahlen und wie viele Arbeitsplätze sie geschaffen haben, das haben die Wirtschaftsförderer vorsichtshalber nie verfolgt. „Keine Informationen“ gebe es zu der Bilanz des WTC, heißt es entsprechend in dem Bericht.

Keine Informationen gibt es auch über die Summe der Zuschüsse, die seit 1991 geflossen sind. Für das Jahr 2009 sind die staatlichen Zuschüsse aus einer Fußnote des Berichtes zu entnehmen: 265.000 Euro Mietzuschüsse, 319.000 Euro Zuschüsse für das Management. Zusätzlich mussten die staatliche Wirtschaftsförderer noch 82.000 Euro Defizit am Ende des Jahres ausgleichen – macht 666.000 Euro. Vor der Verkleinerung des WTC 2005 waren die Mietzuschüsse mehr als doppelt so hoch und das Centermanagement deutlich teurer.

Wenn man rein rechnerisch die 666.000 Euro auf die 131 Arbeitsplätze verteilen würde, die derzeit die ausländischen Firmen im WTC vorweisen, dann käme man auf 5.000 Euro pro Nase. Nun ist unter den „ausländischen Firmen“ auch die weltweit operierende Reederei OOCL aus Hongkong, die auch ohne WTC-Subvention zurecht käme. 26 der 44 Firmen im World-Trade-Center sind normale deutsche Unternehmen oder Büros, die nur deswegen aufgenommen werden, damit dort nicht noch mehr Flächen unvermietet leer stehen.

Bremen will auf den Namen WTC, der für 10.000 US-Dollar im Jahr den Zugang zum internationalen WTC-Netzwerk eröffnet, nicht verzichten. Mietern, die dem Anspruch des WTC gerecht werden, soll angeboten werden, ins Gründerzentrum Airport (GZA) umziehen. Das wurde für Hochschulabsolventen gebaut, auch dort ist offenbar die Hälfte der Flächen an Mieter vergeben, die mit der Idee des Gründerzentrums nichts zu tun haben – also Platz für das WTC.