Eine Serie uns zur Lehre

CIA Die dritte „Homeland“-Staffel (So., 23.15 Uhr, Sat.1) zeigt: Diplomatie mit dem Iran ist unmöglich

Kann man darauf stolz sein, wenn iranische Schauspieler Terroristen darstellen? Man kann

Barack Obama und seine Kritiker haben etwas gemeinsam: Sie teilen die gleiche Faszination für die US-Serie „Homeland“. Aus unterschiedlichen Gründen freilich, aber sowohl der amerikanische Präsident als auch kritische Stimmen kleben an den Fernsehbildschirmen der Welt, wann immer „Homeland“ ausgestrahlt wird. Verfolgen gebannt, wie Carrie Mathison versucht, ihr Land zu schützen und sich gleichzeitig zunehmend in ihren Konterpart Brody verliebt. Eine toxische Mischung, die dazu verdammt ist, nicht gut zu gehen.

Die an diesem Sonntag bei Sat.1 startende dritte Staffel hält viele dramaturgische Überraschungen parat. Was zunächst keinen gemeinsamen Sinn ergibt, entwickelt einige Episoden später inhaltliche Begründung, um dann in der Sinnlosigkeit zu enden. Klingt absurd? Das ist es auch. Absurd geniale Unterhaltung.

Diese Staffel konzentriert sich ausschließlich auf den Iran. Und während der Dreharbeiten wurde von der realen Politik ein historisches Papier ausgehandelt: das Interimsabkommen mit dem iranischen Regime zur Lösung des Atomstreits. Übereilt und oberflächlich – wie es in Genf geschlossen wurde – wurde es übereilt und oberflächlich in die Serie eingebaut.

Musste das sein? Es hätte „Homeland“ gutgetan, beim ursprünglichen Skript zu bleiben. Denn der hastig eingebrachte Genfer Deal nimmt der Handlung die moralische Klarheit, mit der so detailgenau die iranische Diktatur beschrieben wird: als skrupellos, irrational und menschenverachtend. Ein echter Deal mit der Islamischen Republik ist nur in einer Märchenwelt möglich. Ein Regimewechsel, der gar kein richtiger Wechsel ist, kann schon im Ansatz keine friedliche Lösung im Atomstreit bringen. Das zeigt „Homeland“ besonders anschaulich in den Szenen mit Funktionären des Regimes, die durchzogen sind von Befehlsanweisungen, Angst und Hass in der Kommunikation untereinander.

Wären die Macher von „Homeland“ ihrer dramaturgischen Linie treu geblieben und hätten sie sie nicht durch den Einbau des Abkommens verwässert, so hätte insbesondere die dritte Staffel für jede Diplomatenausbildung fungieren können, um zu verdeutlichen, dass Diplomatie mit der iranischen Diktatur ins Leere führt.

Warum dies „Homeland“ so gut gelingt, liegt neben dem Drehbuch an den Schauspielern, die diese Geschichte mit Leben füllen. In dieser Staffel versammelt sich nämlich das Who‘s who der iranischen Talente – und das geht über Navid Negahban, der den Terroristen Abu Nazir gespielt hat, hinaus. Idole wie Parviz Sayyad, unter Iranern als Komödiant Samad bekannt und aus der iranischen Kultur nicht mehr wegzudenken, wirken mit. Nazanin Boniadi, ein junge iranisch-britische Schauspielerin, deren Klugheit im Einsatz für Menschenrechte fasziniert. Ihre Rolle als Mitarbeiterin der CIA, die perfekt integriert ist in den USA und deren Herz im Iran ist, bewegt unendlich. Boniadis Kopftuch wühlt allerdings auf, denn keine iranische Frau in der westlichen Welt kommt auf die Idee, sich zu verschleiern. Shaun Toub, der den Stolz seiner persischen Herkunft durch zahlreiche wohltätige Zwecke sichtbar macht, verkörpert präzise und furchterregend einen der wichtigsten Regimefunktionäre.

Kann man darauf stolz sein, wenn iranische Schauspieler Terroristen darstellen? Man kann. Und vielleicht muss man das sogar. Denn ihnen verdanken wir, dass unübersehbar ist, mit welcher Barbarei wir es im Iran zu tun haben – und dass eine Lösung dieses Konflikts, eines der Leitmotive in dieser „Homeland“-Staffel, mit diesem Regime nicht zu haben ist. Auch wenn das in der Realität noch nicht jeder begreift. SABA FARZAN