Top-Top-Top-Adresse

BUNDESLIGA Dortmunds Trainer Klopp ist rhetorisch im hohen Drehzahlbereich

DORTMUND taz | Das Schiffshebewerk in Henrichenburg, einem Stadtteil von Castrop-Rauxel, war einmal das 1-a-Ziel für Ausflüge von Ruhrgebietsschulen. Es steht inzwischen immer noch zur Debatte, doch die Kletterparks, Erlebnisbäder und Trainingseinheiten von Schalke 04 oder Borussia Dortmund sind viel beliebter. Die Klasse, die gestern in schwarz-gelber Ausflugsuniform beim BVB vorbeischaute, hätte sich einen besseren Tag aussuchen können. Es stand nur ein lockerer Lauf an, der selbst Junpei Yamamori keinen Schweißtropfen auf die Stirn zwang. Der Dolmetscher von Shinji Kagawa trabte locker mit. Die Borussia kennt in diesen Wochen nur Vollgas oder Regeneration. Am Abend vor dem Auslaufen war wieder eine der extrem hochtourigen Einheiten angesetzt gewesen. Eine halbe Stunde hatte der BVB gebraucht, um ins Rollen zu kommen. Der 2:0-Vorsprung zur Halbzeit durch Treffer von Lucas Barrios (31. Minute) und Kevin Großkreutz (38.) brachte die Borussen in den vom Derbysieg auf Schalke (3:1) bekannten Drehzahlbereich.

„Die zweite Halbzeit war komplett eine Lehrstunde für uns“, sagte Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz, der das Ergebnis von 0:5 eine „schöne Keule für uns“ nannte, das Ergebnis dennoch für „korrekt“ hielt. Nach dem 3:0 von Mats Hummels (65.) war die Partie spätestens entschieden. Angesichts eines strammen Programms mit Bundesliga und Europa League hätten die Dortmunder in einen Gang mit ökonomischerem Verbrauch schalten können, doch der Spaß ging weiter. Robert Lewandowski (75.) und noch einmal Barrios (88.) legten nach. „Wir wollen das nicht“, sagte der mit drei Torvorlagen überragende Nuri Sahin auf die Frage, ob die Mannschaft zu einem Verwaltungsfußball fähig ist. Die BVB-Spieler in der Anfangsformation waren gegen den Aufsteiger im Schnitt 23,1 Jahre alt. Sie bilden schon eine eingespielte Mannschaft, die nach Erfolgen giert. „Der Verein ist für Jungs dieses Alters eine Top-Top-Top-Adresse“, sagte Ausbildungsleiter und Trainer Jürgen Klopp. Es mache ihn schon ein wenig stolz, wie temporeich, ideenreich und attraktiv seine Elf derzeit spiele, der zweite Tabellenplatz interessiere ihn hingegen weniger. „Ich will nicht klein reden, was wir bisher erreicht haben. Die aktuelle Form gibt uns eine relative Sicherheit, aber eigentlich nur bis gestern. Wir wissen heute schon nicht, wie wir drauf sind“, so Klopp.

Morgen ab 15.30 Uhr erhält der Trainer wieder Aufschlüsse. Wenn es ganz günstig läuft, zieht der BVB mit einem Sieg beim FC St. Pauli an Mainz vorbei an die Tabellenspitze. „Natürlich wäre das etwas Schönes“, sagte Sahin, „aber das soll jetzt bitte nicht so verstanden werden, als seien wir wahnsinnig und würden unsere Ziele ändern.“ Von diesem Wahnsinn sind einige Fans schon gegen den FCK befallen worden. Sie sangen vom BVB als künftigem Deutschen Meister – ein Gefühl, das sie zuletzt vor acht Jahren auskosten durften. Jürgen Klopps wichtigste Erkenntnis war am Mittwoch, dass seine Mannschaft „die Beweispflicht erfüllt“ habe: „Wir wollten allen Leuten zeigen, dass wir trotz der um uns herrschenden Euphorie in der Spur bleiben können.“ MARCUS BARK