unterm strich
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Viel ist in den vergangenen Tagen von den Fehlern der Bush-Regierung die Rede gewesen, die dies und jenes verschuldet habe, nicht nur, aber auch auf den Seiten unserer Zeitung. Insbesondere die so genannte „arabische Straße“ wurde da gerne als Zeugin aufgerufen. Hier, so hieß es dann meist, könne man beobachten, wie das Ansehen der USA auf den Hund gekommen sei und wie der Islamismus an Reputation gewonnen habe. Nun ist die „arabische Straße“ so einfach zu beschreiben, weil sie genau wie der deutsche „Stammtisch“ ja vor allem eines ist: Konstruktion. Eine Verkürzung, um einer bestimmten Stimmungslage einen Ort zu geben, den sich jeder Mediennutzer vorstellen kann. Es ist aber auch eine ganz andere „arabische Straße“ denkbar. Kleines Gedankenexperiment: Man nehme einen Marktplatz in Kairo und stelle dort zwei Butzen auf. Über die eine hänge man ein Schild „Guten Tag, hier vergibt die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika Aufenthaltsgenehmigungen“. Über die andere hänge man ein anderes Schild: „Guten Tag, wer Amerikaner in die Luft sprengen will, soll sich hier melden“. Vor welcher Bude bildet sich wohl die größere Schlange?Zweites Thema dieser Tage: Papst, Bayern, Glauben. Eine TV-Erfahrung eigener Art. Erstes: Papst. ZDF: Papst. Drittes: was mit Kirche. Sat.1: Papst. RTL: Papst. BBC: auch Papst! So war es an diesem Sonntagnachmittag. Man konnte glatt vom Glauben abfallen, dem an die religiös ausdifferenzierte Gesellschaft. Zum Glück war schönes Wetter. Draußen im agnostischen Berlin-Schöneberg war der Papst ganz weit weg. Und im Fernsehen brachte zumindest das siebte Programm Erlösung. Auf MTV liefen Retro-Charts: Take That mit „How deep is your Love“. Ganz ohne Agape. Das war prima!