Deutschkurse für Migranten sind überlaufen

INTEGRATION Der Sprachunterricht in staatlichen Kursen ist besser als an der Schule, sagen Experten

BERLIN taz | Die Sprachkurse zur besseren Integration von Migranten sind eine „Erfolgsgeschichte“. Das betont die Bewertungskommission der Integrationskurse des Bundes. Alle Kursleiter hätten ein fachbezogenes Hochschulstudium oder entsprechende jahrelange Praxis, sagte die ehemalige Ausländerbeauftragte des Berliner Senats, Barbara John. Die Kurse würden laufend beobachtet. Weil viele Teilnehmer die „selbstständige Sprachverwendung“ noch nicht erreicht hätten, seien die Kursstunden nachträglich erhöht worden.

Verglichen mit dem Sprachunterricht in den Integrationskursen sei die Situation an den allgemeinbildenden Schulen „traurig“, sagte Jörg Roche, der Leiter des Wissenschaftlichen Beirats im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Nach dem Nationalen Integrationsplan hätten sich die Bundesländer zwar verpflichtet, Lehrer auch im Fach „Deutsch als Zweitsprache“ auszubilden. Jedoch sei diese Verpflichtung in vielen Bundesländern ein „Papiertiger“. John betonte, dass an allgemeinbildenden Schulen normalerweise Lehrer unterrichteten, die Deutsch als Muttersprache studiert hätten. Die Lehrer in Integrationskursen seien für „Deutsch als Zweitsprache“ qualifiziert.

Aktuell würden etwa 9.000 Menschen auf einen Integrationskurs warten, sagte Regina Jordan, die Leiterin der Integrationsabteilung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. John sagte, man hoffe, dass die Mittel 2011 erhöht werden könnten.

Nach Angaben des Innenministeriums nehmen etwa 30 Prozent der dazu berechtigten Migranten nicht an den Integrationskursen teil oder brechen ab. Die Gründe dafür, etwa auch Krankheit oder Schwangerschaft, werden nach Angaben des BAMF nicht erhoben.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte vor einigen Wochen betont, die Integrationskurse seien das zentrale Instrument für die Integration von Migranten in Deutschland und müssten ausgebaut werden. Sie bestehen aus Sprachkursen und einem landeskundlichen Teil. Von 2009 auf 2010 wurden die Bundesmittel für die Kurse um 44 auf 218 Millionen Euro aufgestockt, dazu kam eine einmalige Aufstockung für 2010 um 15 Millionen Euro, weil es in diesem Jahr besonders viele Teilnehmer gibt. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), hatte vor einer Woche allerdings eine „Finanzierungslücke“ bei den Integrationskursen eingeräumt. Im Innenministerium sehe man eine solche Lücke nicht, sagte ein Sprecher zur taz. Landespolitiker der Union forderten mehr Mittel für die Kurse, mit dem Argument, der Bund könne nur härter gegen „Integrationsverweigerer“ vorgehen, wenn das Angebot an Integrationskursen ausreiche. Jordan betonte, es gebe einen „ungeheuer großen Zulauf“ zu den Kursen. KARIN SCHÄDLER