Der Herbst
: Falsche Lilien

Die Frau, die Fotos von uns machte, hat die Abzüge nie geschickt

Am Abend des letzten Frühlingstages im Herbst saß ich an derselben Stelle wie am Morgen des ersten Sommertages des Frühlings. Jetzt in Turnschuhen, nicht in Stiefeln und diesmal alleine und wusste nicht, wen ich rufen sollte. „Auf wen wartest du?“ – „Auf dich!“ Und wahrscheinlich hätte es jeder sein können, nur um diesen Geruch zu teilen.

Damals spielten wir halbe Kerle oder wilde Helden auf dem Dach des alten Autos. Die Frau, die Fotos von uns machte, hat uns die Abzüge nie geschickt. Eine ganze Zeit lang hoffte ich darauf und lief an den Sommermorgen freudig zum Briefkasten.

Hier gab es Pfefferminz-Rum an unwirklichen Bars, hier waren wir verschlungen in gebürstetem Metall oder saßen auf zersägten Bänken – zwischen uns mindestens Häuserecken.

Hier tanzten wir auf dem Kahn oder hantierten recht unvernünftig mit dem Wagenheber. Und neben dem Betriebskindergarten konnte man, die gelbe Leiter herab, hervorragend in vorbeikommende Schlauchboote einsteigen.

In der frühen Dämmerung versuchte ich mir nur Sätze einzubrennen und nebenbei betrunken zu werden. Ein Versuch, Frieden zu machen mit dem Sommer, der schlimmer hätte sein können für jemanden, der dem lauten Geschrei des Sommers immer etwas ängstlich gegenüberstand und trotzdem breite Schultern machte.

Es roch wie immer nach Lilien, obwohl hier keine waren. Und das nächste Mal wollten wir spreeaufwärts gehen. Das planten wir unter weißen Decken. Und zu Hause wartete die Waschmaschine, die manchmal das Wasser nicht abpumpen konnte.

Wie man volle Gläser auf Fahrrädern transportiert, hatte ich in diesem Sommer noch immer nicht gelernt und ein gutes Ende zu finden nicht und und. Und morgen früh würde es schon regnen. Wenigstens ein Anfang für diesen undefinierten Herbst. LAURA EWERT